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Geschichte des Banats und von Knees
(Zusammengetragen von Annemarie und Klaus Ebner )
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1332-1337 |
Knees wurde erstmals unter dem Namen "Kenez" dokumentarisch erwähnt und hatte um diese Zeit bereits eine Kirche samt Pfarrer. Der Ort ist also vermutlich noch älter. |
1432-1494 |
Paul Chinezu, Pavel Chinezu oder Pavel Chinezul ein berühmter Kämpfer gegen die Türken lebt zeitweise in Knees. |
1567 |
Übergabe von Knees durch Kaiser Ferdinand (auch König von Ungarn) an Demetrie Fekete und Markus Zovitsch |
1712 |
Erste Schwaben aus Würtemberg treffen in Sathmar ein. |
1716-1718 |
Befreiungskrieg. Prinz Eugen siegt bei Peterwardein, Temeswar und Belgrad und befreit das Banat von der Türkenherrschaft. Knees war inzwischen fast entvölkert. |
1717 |
Das befreite Banat wird kaiserliches Kronland unter eigener Verwaltung. In den Evidenzen der Kammer sind für Knees nur noch 10 Häuser aufgeführt. |
1718 |
Das Banat steht unter österreichischer Militärverwaltung. Der Wiederaufbau des Landes durch mehrere Einwanderungswellen setzt ein. |
1722-1726 |
Erster großer Schwabenzug unter Kaiser Karl VI (1711-1740). |
1723 |
Steuerfreiheit, Freizügigkeit und Erbeigentum für die Siedler durch Gesetz. |
1736-1754 |
Nach den Plänen Fischers von Erlach wird der Dom in Temeswar erbaut. |
1753 |
Rumänen aus Surduc lassen sich in Knees nieder; die Einwohnerzahl steigt wieder an. |
1763-1773 |
Zweiter großer Schwabenzug unter Kaiserin Maria Theresia (1740-1780). Maria Theresia siedelt 50.000 Deutsche auf den Kameralgütern Ungarns an. |
1781 |
Knees wird zur Versteigerung vorgeschlagen, da es mit 2536 Gulden verschuldet war. Der Schätzwert betrug damals 152.117 Gulden. |
1780-1790 |
Kaiser Joseph II. hebt die Leibeigenschaft auf, Deutsch wird Amts- und Schulsprache. |
1782-1787 |
Dritter großer Schwabenzug unter Kaiser Joseph II (1780-1790). |
1790 |
Beginn der Madjarisierung, Ungarisch wird Amtssprache.
Die ersten Madjarisierungsgesetze werden erlassen - 1791 (Artikel 16) und 1972 (Artikel 17).
Zwangsmadjarisierung=die Erzwingung des Bekenntnisses der Völker des Königreichs Ungarn zur madjarischen Nation. |
1796 |
Beginn der Besiedlung von Knees durch Deutsche.
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1802 |
Nikolaus Lenau wird in Csatád (heute: Lenauheim) im Banat geboren. |
1810 |
299 Deutsche leben in Knees |
1822 |
Grundsteinlegung der römisch katholischen Kirche |
1823 |
Am 15. Oktober wird die Kirche zu Ehren der Heiligen Theresia von Avila geweiht. Beginn der Führung der Matrikelbücher (von 1796-1823 war Knees Filiale der Pfarrei Billed). |
1900 |
Die Madjarisierung erreichte während der Zeit Österreich-Ungarns (1867–1918) ihren Höhepunkt. Im 19. Jahrhundert wurde ganz offen diskutiert, wie man die gewaltsame Madjarisierung am besten erreichen könnte, es wurden z. B. Madjarisierungsgegner verhaftet, zahlreiche Schulen der nichtmadjarischen Bevölkerung geschlossen und anschließend durch madjarische Schulen ersetzt.
Die erste Auswanderungswelle nach Amerika setzt ein. Die Namen der ausgewanderten Kneeser findet man in der Dreyer Emigration List. |
1907 |
Das Ápponyi-Schulgesetz verbietet die deutsche Unterrichtssprache an Volksschulen und Privatschulen in den deutschen Gemeinden des Banats. |
1907-1920 |
Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923) schreibt in Wien seine Romane und wird mit ihnen zum Wiederentdecker und "Erwecker" der Donauschwaben. |
1910 |
Knees hat mittlerweile 3027 Einwohner (Deutsche, Rumänen und Serben), davon 999 Deutsche |
1914-1918 |
Erster Weltkrieg. Die wehrfähigen Männer von Knees werden zur k.u.k. Armee eingezogen. |
1919-1920 |
Der Friedensvertrag von Trianon (oder auch Vertrag von Trianon) vom 4. Juni 1920 regelt nach dem Ersten Weltkrieg u.a. die territoriale Situation Ungarns. Ungarn verliert dabei 2/3 des Reichsgebietes. Das Banat wird im Rahmen der Friedensregelungen in drei Teile zerlegt. 1.500.000 Donauschwaben werden auf die Nachfolgestaaten Ungarn, Serbien und Rumänien aufgeteilt. Der Teil des Banats, zu dem Knees gehört, kommt zu Rumänien.
Kinder aus Österreich kommen zur Erholung in die Banater Dörfer.
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1920-1930 |
Enormer Aufschwung der Landwirtschaft, des Gewerbes und des Handels. |
1925 |
In Temeswar Gründung der "Banatia", als größtes deutsches Schulzentrum in Südosteuropa mit Lehrerbildungsanstalt und Knabenlyzeum in kirchlicher Trägerschaft |
1930 |
Knees hat 2668 Einwohner davon 974 Deutsche |
1931-1933 |
Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise machen sich bemerkbar und führen zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. In der Folge setzt eine neue Auswanderungswelle nach Amerika ein. |
1935-1940 |
Wirtschaftlich und kulturell sehr erfolgreiche Jahre für die Deutschen im Banat. |
1939 |
Ausbruch des 2. Weltkrieges. Vorerst keine Auswirkung auf das Banat, da Rumänien eine Neutralitätserklärung abgibt. |
1940 |
Knees hat 2789 Einwohner davon 1004 Deutsche. |
1941 |
Das Königreich Rumänien tritt an der Seite des Deutschen Reiches in den Krieg ein. Alle wehrpflichtigen Männer werden in die rumänische Armee eingezogen und meist sofort an der Ostfront eingesetzt. |
1943 |
Deutsche wehrpflichtige Männer mit rumänischer Staatsangehörigkeit können in die deutsche Wehrmacht / Waffen-SS eintreten. Wegen der besseren Bewaffnung und Versorgung wurde davon auch häufig Gebrauch gemacht. |
23.08.1944 |
Rumänien schlägt sich auf die Seite der Russen und erklärt Deutschland den Krieg. Im Herbst erreicht die Front auch Knees. Die Wehrmacht zieht sich zurück und die Russen erobern Knees. Als erstes werden die Häuser geplündert und das Vieh aus den Ställen getrieben. |
1945 |
Mitte Januar beginnt die Zwangsverschleppung der Banater Schwaben in die Ukraine.
Im Gefolge der Russen kommen die Kommunisten an die Macht. Das Bodenreformgesetz (Dekret 187) vom März 1945 schafft die Basis für die Totalenteignung von Haus- und Grundbesitz. Der deutschen Minderheit werden sämtliche privaten Produktionsmittel (Fabriken, Maschinen, Geschäfte, Banken, Äcker, Wälder, Weinberge, Grundstücke) genommen. Anschließend folgte die Enteignung des lebenden und toten Inventars. Der Kirchenbesitz wird ebenso verstaatlicht wie die deutschen Schulen.
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1947 |
Ende Dezember wird der Thronverzicht des König Mihai I. mit vorgehaltener Pistole erzwungen. Das Königreich Rumänien wird Volksrepublik. |
1948 |
Es erfolgte die Zwangvereinigung der Sozialdemokraten mit der KPR, aus der die Rumänische Arbeiterpartei (RAP) hervorging. Sie übernahm die Macht, ihr Führer war Gheorghe Gheorghiu-Dej. Er herrschte mit stalinistischen Methoden bis 1965, unter ihm wurden politische Gegner inhaftiert und gefoltert. |
1948 |
Allgemeine Nationalisierung am 11. Juni (Dekret 119/1948). Alle Industrie-, Bank- und Transportunternehmen sowie die rum. Großgrundbesitzer werden ohne Entschädigung verstaatlicht.
Das im August erschienene Schulreformgesetz erlaubt wieder deutsche Schulen. |
1948-1949 |
Rückkehr der Kriegsgefangenen und der letzten Zwangsverschleppten aus Russland. |
1949 |
Auf der Plenarsitzung des Zentralkomitees vom 3 - 5. März wird die Kollektivierung der Landwirtschaft beschlossen ("Agrarrevolution").
- Gründung der Konsumgenossenschaft (cooperativa de consum) in Knees
- Gründung der Rohrfabrik ("Stokkaturfabrik") unter dem Namen "Interprinderea 11. Juni"
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1951 |
- Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (cooperativa agricola de productie) in Knees.
- Das Dorf erhält ein "Dispensar" mit einem praktizierenden Arzt, der jeden Tag aus Temeswar kam
- Baragan Verschleppung am 18. Juni
- Kolonisten aus der Moldau und Dobrudscha werden in die leer gewordenen Häuser einquartiert.
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1954 |
Mit Dekret Nr. 81/1954 und Ministerialbeschluß 370/1954 werden den Deutschen die 1945 verstaatlichten Häuser zurückgegeben. Der Grundbesitz bleibt nach wie vor verstaatlicht. |
1956 |
Rückkehr der Baraganverschleppten.
Einrichtung eines Geburtsheimes (casa de nastere).
Am 04.11.1956 erfolgte von Radio-Temeswar die erste Sendung in deutscher Sprache
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1956-1961 |
Weitere Ansiedlung rumänischer Kolonisten. Ende der 50. Jahre setzte eine Familienzusammenführung mit den schon in Deutschland lebenden Banatern ein. Eine nicht endende Auswanderungskette entsteht. |
1962-1963 |
Knees erhält elektrischen Strom |
1965 |
Rumänien wird eine sozialistische Republik. Anstelle des verstorbenen Gheorghe Gheorghiu-Dej kommt Nicolae Ceausescu an die Parteispitze.
In der poststalinistischen Ära der 1960er-Jahre erlebte Rumänien eine gewisse Konsolidierung und eine Phase relativer Liberalität. Das kommunistische Regime arrangierte sich mit dem entmachteten bürgerlichen Lager und mit seinen parteiinternen Gegnern. Politische Gefangene wurden entlassen, die Repressionen gingen deutlich zurück. Auch die Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit nahm ein Ende.
Am 21. August 1965 wurde die Sozialistische Republik Rumänien ausgerufen. |
1968 |
Am 21. 02. 1968 erscheint die "Neue Banater Zeitung"
Die Förderung von Erdöl im Umfeld von Knees beginnt |
1969 |
Das rumänische Fernsehen startet eine wöchentliche Sendung in deutscher Sprache |
ab 1970 |
Viele Deutsche aus Knees ziehen nach Temeswar oder wandern in die Bundesrepublik ab. |
ab 1975 |
Die ineffiziente Wirtschaftspolitik mit unzähligen Fehlinvestitionen ließ das Land ab der Mitte der 70iger-Jahre unaufhaltsam in den Bankrott treiben. Seit 1981 galt Rumänien als nicht mehr kreditwürdig. Zur Tilgung der hohen Auslandsschulden ließ das Regime nun alles exportieren, was sich verkaufen ließ – auf Kosten der Grundversorgung der eigenen Bevölkerung mit Lebensmitteln und elementaren Bedarfsgütern.
Einsetzende Aussiedlungswelle nach Deutschland. Im Januar 1978 vereinbarten N. Ceausescu und Bundeskanzler H. Schmidt, dass im Rahmen einer Familienzusammenführung jährlich 11.000 Deutsche aus Rumänien in die Bundesrepublik auswandern dürfen. Als Gegenleistung wurden 178 Millionen DM jährlich vereinbart. Ende des Jahres sind bereits 90.000 Deutsche aus Rumänien weggezogen (ethnische Säuberung und Sanierung des Staatshaushaltes durch den Verkauf von Menschen). |
1989 |
Exodus der letzten Deutschen und Einzug von Rumänen in die leer gewordenen Häuser |
1992 |
Auflösung der eigenständigen röm.- kath. Pfarrei von Knees |
2007 |
Heute leben nur noch eine handvoll Deutsche in Knees. Die Kirche, die Gräber unserer Ahnen und ab und zu deutsche Namen auf den Giebeln der Häuser, ist alles was an die Banater Schwaben erinnert, die das Land 200 Jahre lang geprägt und zu Wohlstand gebracht haben.
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(zurück zum Anfang) |
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Deutsche Besiedlung von Knees
In mehreren kleineren und drei großen so genannten Schwabenzügen fand die planmäßige Wiederbesiedlung der durch die Türken entvölkerten Gebiete Pannoniens statt. Die deutschsprachigen Siedler stammten aus Schwaben, Franken, Bayern, Pfalz, Hessen, Österreich, Österreichische Niederlande (heute: Luxemburg, Belgien) und Elsass-Lothringen.
Durch den ungebremsten Kolonistenstrom, durch die hohe Geburtenrate der Erstsiedler und durch den Zuzug von Flüchtlingen aus dem Südbanat stieg die Bevölkerungszahl trotz vieler Krankheiten und Seuchen in den neu besiedelten Gebieten enorm an. Dies führte zu einer Verarmung der Bevölkerung, da die Erwerbsgrundlage, nämlich der vorhandene Grund und Boden, der gleiche blieb. Weil es damals im Banat keine Industrie gab, welche Arbeitsplätze schuf, mußten sich die Nachgeborenen bei irgendeinem Bauern verdingen oder ein Handwerk erlernen. Doch die Landwirtschaft und das Handwerk konnten nur eine begrenzte Zahl von Arbeitern aufnehmen, deshalb blieb schließlich nur der Weg der Abwanderung in benachbarte Dörfer, die noch Aufnahmekapazität hatten. Anschließend an die ersten Schwabenzüge setzte eine Binnenwanderung zwischen den Dörfern ein.
Speziell aus Billed wanderten viele junge Familien nach Knees ab, um sich dort seßhaft zu machen.
Ein "Contract" vom 23 Januar 1797 schildert die Ansiedlung von 23 solcher Familien. Dies ist die Geburtsstunde des deutschen Dorfes in Knees.
Knees gehörte zum Rentamt St. Andrasch und hatte zu der Zeit 294 Hausplätze. 159 ganze, 91 halbe 19 viertel und 4 achtel Ansässigkeiten sowie 21 Häusler. Nach dem erwähnten Vertrag aus dem Jahre 1797 wurden "23 Billiedter Unterthanen" auf 13 ganzen, 7 halben und 3 viertel Ansässigkeiten angesiedelt. In nachfolgender Tabelle werden diese 23 Siedler nocheinmal namentlich aufgeführt.
Pos. |
Name |
Vorname |
1 |
Eichert |
Franz |
2 |
Stoß |
Johann |
3 |
Karch |
Niklos |
4 |
Unti |
Anton |
5 |
Machotta |
Jakob |
6 |
Theister |
Johann |
7 |
Lauer |
Peter |
8 |
Daniel |
Lampert |
9 |
Kirsch |
Johann |
10 |
Wull |
Wilhelm |
11 |
Lauer |
Johann |
12 |
Krauser |
Jakob |
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Pos. |
Name |
Vorname |
13 |
Daniel |
Peter |
14 |
Kramp |
Peter |
15 |
Thomas |
Valentin |
16 |
Mann |
Nikolaus |
17 |
Unti |
Johann |
18 |
Schlawek |
Franz |
19 |
Karch |
Niklas |
20 |
Hann |
Josef |
21 |
Theister |
Johann |
22 |
Lauer |
Peter |
23 |
Kirsch |
Johann |
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Bis 1823 ist bereits ein rascher Anstieg der deutschen Bevölkerung sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt baut sich die deutsche Volksgruppe in Knees auch eine eigene Kirche als kulturelles und spirituelles Zentrum.
Trotz der, um 1900 erfolgten, massiven Auswanderung nach Amerika wuchs die deutsche Bevölkerung von Knees bis 1910 auf etwa 1000 an. Diese Zahl hielt sich bis etwa 1941, danach nahm sie bedingt durch den Krieg mit seinen Folgen und durch die aus dem Kommunismus resultierende Flucht und Abwanderung stetig ab.
Als die ersten Deutschen in Knees angesiedelt wurden, könnte es sich so zugetragen haben, wie dies Joseph Fuchs in "Geschichte eines Banater Dorfes" erzählt. Hier ein Auszug davon:
Beunruhigten Blickes sahen die Wallachen den Beamten und Vermessungsleuten zu. Ob man ihnen was nehmen wird von ihren Gärten? Zwei Gassen sollen noch angebaut werden an das Dorf. Der alte Tanase brachte die Nachricht: 100 Familien sollen noch herkommen. Deutsche. Die bekommen Feld in Pakacz.
"Wird nicht leicht sein, die Grasnarbe aufzureissen. Doch die Erde dort ist gut."
"Woher kommen die Deutschen?"
"Aus Billed und Grabatz und Lovrin will man sie bringen. Von überall" - sagte Tanase und beschrieb mit der Rechten einen Halbkreis.
"Wie wird man mit ihnen reden?"- fragte seine Frau.
"Ungarisch" - meint der Alte, er war immer stolz auf seine zwölf Worte, die er zu sprechen verstand.
"Das kann ich nicht glauben, wo hätten sie es denn lernen sollen?"
"Das verstehst Du nicht, Weib"- brummte der Mann unwillig, doch wußte er nun, daß die Schwaben kein Ungarisch verstehen. "Aber man wird ja sehen. Kommt Zeit, kommt Rat."
Eines Tages stand plötzlich der neue Nachbar vor ihm. Garten an Garten stießen die Wirtschaften. Das heißt, der eine war eine Art Garten mit krüppeligen Obstbäumen, der andere sollte es erst werden.
"Die Schiding" sagte der Schwabe, zeigte den Rain entlang und reichte dem Alten lachend die Hand.
"Asa e", sagte der und dachte bei sich, ist gar nicht so schwer die deutsche Sprache.
"Ma cheama Tanase Nadaban".
"Und ich schreib mich Taugner Alexander".
Dann zeigte der Rumäne auf die Fuchsstute im Gras. "Vilma"- sagte der Schwabe und zeigte auf den Rappen hinter dem Hause des Rumänen. "Murgu"- sagte dieser.
"Vilma - Murgu" - wiederholte der Siedler und der Altbürger nickte.
Zum Hausbau kam der Tanase auf ein - zwei Stunden am Tag herüber. Das Wasser wurde aus seinem Brunnen geholt. Da war es dann auch kein Wunder, dass die Vima und der Murgu gemeinsam den Pflug durch das Neuland zogen, durch schwarze Humuserde.
Von drei schnurgeraden Furchen war das Taugnersche Feld begrenzt und auf der einen Seite von Wasser. Es lag am Rande eines hufeisenförmigen Sumpfes, an dessen Ufern Weiden wuchsen. Alexander hatte aus Disteln und Gestrüpp ein Feuer angezündet. Hoch stieg der Rauch in den blauen Himmel. Und es war nicht die einzige Rauchsäule, die an diesem Tage aus der Erde wuchs. Zwölf weitere Feuer brannten rings um den Teich. Schwatzend erzählten es sich die Elstern, die von einem Weidengestrüpp ins andere hüpften.
Dunkelschwarze Wolken ziehen dem Himmel zu und lassen ihren Segen in dicken Tropfen auf die erste Aussaat fallen.
"In trei Johr sin mer so weit". Alexander ist es, der seiner Frau hinweghelfen will über die Unzulänglichkeiten eines primitiven Haushaltes. Und er hat Wort gehalten.
Bei ihm und bei den Nachbarn streckt bald der Schwengelbrunnen seinen Hals über das Dach. Der Flur ist gepflastert mit roten Backsteinen und Pferde gibt es vier im Stall. Die Wilma darf im Sommer das Essen hinausfahren für die Schnitter. Alexanders Kleinster fährt allein mit ihr, kaum daß er sechs Jahre alt ist.
Und er ist noch keine sechzehn, da steht er an der Stelle, die von aller Anfang
ein Kreuz gekennzeichnet, das die Vermessungskommission aufgestellt hatte, die Kirche und er ist noch keine 18 - da steigert er den Kirchweihstrauss für seine Braut. Und wieder wird gebaut und aus des Nachbarn Brunnen das Wasser geholt. Onkel und Tanten, Brüder und Eltern, stapfen die Mauern, legen die Ziegel, treten den Lehm und schneiden Schilf für das Dach. Kein Kreuzer wird dafür bezahlt. Selbst ist der Mann! Und die Sippe der Taugners ist stark und fleißig.
Bauern sind darunter, behäbig und schwerfällig, pedant und patriarchalisch in Wort und Art; Handwerker mit leichterem Blut, flotte Arbeiter mit goldenen Händen; Maurer und Tischler, Seiler und Sattler - und flinke Rechner, Krämer und Händler - und solche, die schöne Briefe schreiben können und Frauen, die wie Nachtigallen trillern - uralte Mütterchen, die noch die Sagen und Märchen hüten, die sie mitgebracht von den Burgen am Rhein. Alle kennen nur ein Ziel und wissen nur von einem Weg: Arbeit, Werken und Schaffen, tagein, tagaus, Jahr für Jahr.
Sitzen da also 14 Kinder im Kreis um ihre Großmutter. Sie heißen nicht alle Taugner, doch sind sie alle der gleichen Familie jüngste Generation:
" ...und wie sie da im Banat angekommen waren, stellten sie fest, daß man vergessen hatte Kartoffeln mitzubringen. "Macht nix", sagte der alte Taugner zu seinem ältesten Sohn. "Du Sepp, gehst halt im Nachwinter zurück nach Deutschland, und bringst im Frühjahr einen Sack voll Kartoffeln".
"War der Sepp so alt wie ich?"
"Nein, er war gerade 20 Jahre alt".
"Aber ich bin doch der älteste Sohn!"
Güte und Verständnis, die lautere Erfahrung eines ganzen Lebens, lachen aus den Augen der Frau. In ihrem Haar spiegeln sich silbern die Strahlen der untergehenden Sonne.
"So ist der Sepp also zurückgewandert in die alte Heimat. War das ein Wiedersehen! Und woher er denn komme und wie es dort sei? Was der oder jener noch tut, und ob auch alle gut angekommen sind. Ob es dort unten auch fruchtbaren Boden gibt, und wie es mit dem Regen bestellt ist, und ob man schon die Häuser alle gebaut hat.
Jeder in Schwarzach - so heißt das Dorf aus dem die Taugners stammen, es liegt nicht weit von der Stadt Trier - ihr werdet davon noch in der Schule lernen - und jeder in Schwarzach wollte etwas anderes wissen.
Unser Sepp gab Bescheid. An langen Abenden erzählte er von der mühseligen Reise und wie sie angefangen haben zu arbeiten, und dass es gar nicht so war, wie ihnen die Agenten versprochen hatten, dass mancher von einer Krankheit befallen sei, die sie früher gar nicht kannten, das Sumpffieber.
Die Leute waren froh, dass sie nicht auch ausgezogen waren und gaben dem Sepp die schönsten Kartoffeln, die im vergangenen Jahr gewachsen waren, damit er sie hinuntertrage ins Banat. Der aber begab sich froh auf den Weg, mit dem schweren Sack auf dem Rücken. Das machte ihm nicht viel aus, denn er war ein starker junger Mann und - so rechnete er bei sich, zwei oder drei Kartoffeln wird er ja täglich essen müssen und ab und zu eine oder zwei gegen Brot einhandeln. Auf diese Art wurde der Sack immer leichter.
In Wien war die Last nur mehr halb so schwer und in Szegedin schon ganz leicht, denn in dieser Herberge hatte man ihm gute zehn Pfund von den Kartoffeln gestohlen.
Und als der Sepp dann wieder vor seinem Vater stand, schämte er sich sehr. Er hatte im Sack nur noch eine Kartoffel."
"Nur eine Kartoffel?"
"Ja, eine einzige Kartoffel!"
"Und aus der sind alle Kartoffeln geworden, die wir essen?"
"Aus der Kartoffel, die unser Sepp gebracht hat."
"Gell Grossi, das ist aber schon lange her!?"
"Schon lange her, aber doch noch nicht so lange. Wir Alten können uns gut daran erinnern".
Die Sonne war inzwischen untergegangen und die Männer begannen die Gerüste zu verlassen.
"So Kinder - sagte die Frau - jetzt muß ich aber nach dem Essen sehen. Gleich ist Feierabend. Es gibt Kartoffelpaprikasch".
Beim Füssewaschen vor dem Schlafengehen sagte der zehnjährige Taugner Sepp zu seiner Schwester: "Wenn ich groß bin geh ich auch in die Welt etwas holen. Aber nicht Kartoffeln. Kartoffeln haben wir genug".
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Auswanderung nach Amerika
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Ursachen der Auswanderung
Im letzten Jahrhundert bestiegen insgesamt 22 Millionen Europäer, darunter 6 Millionen Deutsche die Schiffe nach Amerika, auf der Flucht vor Hunger, Armut, Unterdrückung und Willkürherrschaft. Sie verließen ihre Heimat und wagten alles, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Um 1900 wanderten auch viele Banater Schwaben nach Nordamerika aus, denn dort wurden aufgrund der steigenden Industrialisierung Arbeitskräfte gesucht. Auch die Nachgeborenen hatten, mangels Land und anderer Verdienstmöglichkeiten, nur die Chance auszuwandern. Die Werbemaschine der Schiffahrtslinien, die mit den Auswanderern viel Geld verdienten, tat ein Übriges. Die mit Abstand wichtigsten Sammelhäfen für die Einschiffung der Auswanderer waren Bremerhaven und Triest. Dort bestiegen die Auswanderer meist speziell für den Massentransport eingerichtete Auswandererschiffe wie die Carpatia, Slavonia, Lusitania, Breslau, Bremen und Wilhelm der Große. Die Namen der ausgewanderten Kneeser findet man in der Dreyer Emigration List oder in der in Deutsch aufbereiteten Schiffahrtsliste.
Nachfolgend werden, stellvertretend, zwei der häufig benutzten Passagierschiffe kurz vorgestellt.
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Die Carpatia
Technische Daten:
- Länge: 164,58 Meter
- Breite: 19,65 Meter
- Rauminhalt: 13.555 BRT
- Stahlkonstruktion
- Expansionsdampfmaschinen
- zwei Propeller (Schiffsschrauben)
- Dienstgeschwindigkeit: 14 Knoten
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Die RMS Carpathia wurde im Auftrag der Cunard Line von der Werft Swan & Hunter 1901 auf Kiel gelegt. Die Aurania und die Carpathia eröffnen den neuen Passagierservice zwischen Fiume - Triest - Venedig - Palermo und New York. In den Wintermonaten von November bis Mai setzte man sie auf der Strecke Triest - New York und im Sommer auf der Route Liverpool - Queenstown - New York ein. 1905 wurde die RMS Carpathia für das Geschäft mit den Auswanderern komplett umgebaut. Hatte sie vor dem Umbau eine Passagierkapazität von 1.700 Personen in der zweiten und dritten Klasse, so hatte sie nach dem Umbau eine Passagierkapazität von 2.550 Personen in den Klassen eins bis drei. Die dritte Klasse verfügte dabei über wenige Kabinen, ein großer Teil der Passagiere wurde in Schlafsälen untergebracht. Von 1909 bis 1915 setzte man die Carpathia ausschließlich für Fahrten von New York ins Mittelmeer ein. |
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Die BRESLAU und ihre Schwesterschiffe die Koeln, Frankfurt und Brandenburg |
Technische Daten:
- Reederei: Norddeutscher Lloyd
- Werft: Vulkan Werft, Vegesack
- Tonnage: 7524 BRT
- Stapellauf: 14.08.1901
- Länge: 136,40m
- Breite: 16,30m
- Jungfernfahrt: 23.11.1901
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Die Breslau wurde von der Vulkan Werft für den Norddeutschen Lloyd gebaut und war als Auswandererschiff Richtung Baltimore und den Golf von Mexiko vorgesehen. Ihre Schwesternschiffe waren die Köln, Frankfurt und Brandenburg. Sie besaß einen Schornstein, zwei Masten sowie eine Geschwindigkeit von 13 Kn. Sie konnte 60 2. Klasse und 1660 3. Klasse Passagiere beherbergen. Am 3. April 1902 machte sie ihre erste Reise auf der Bremen-Baltimore-Route und am 10. September 1903 fuhr sie von Bremen über Baltimore nach Galveston. Am 24. März 1910 wurde sie schließlich auf die Bremen-Philadelphia-Route versetzt wo sie am 6. Mai 1914 ihren Bremen-Boston-New Orleans Dienst aufnahm. |
Die Reise war alles andere als ein Vergnügen. Nach tagelanger Fahrt vom Heimatort zum Hafen der Einschiffung, verbrachten die Auswanderer die Wartezeit bis zum Auslaufen des Schiffes dicht gedrängt inmitten ihrer Habseligkeiten am Pier, umgeben von Menschen verschiedenster Nationalitäten. Alle beseelt von dem Wunsch nach einem besseren Leben. Für die Menschen, welche nie vorher ihr Heimatdorf verlassen hatten und welche nicht selten ihre eigene Existenz und die ihrer Familie aufs Spiel gesetzt haben, eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen. In der 3. Klasse in einem der großen Schlafsäle im Zwischendeck zusammen-gepfercht verbrachten die Auswanderer bis zu 14 Tage an Bord der Schiffe. Schließlich dann der erste Eindruck von der Neuen Welt, die Piers des Zielhafens und danach die Suche nach Arbeit. Wohl dem, der bereits Bekannte oder Verwandte in der Neuen Welt hatte, die ihm bereits Quartier und Arbeit besorgt hatten. Aus den Angaben bei der Einwanderungsbehörde sieht man, daß häufig erst ein Familienmitglied den Schritt ins Ungewisse wagte und der Rest der Familie später folgte.
Nachfolgende Bilder illustrieren die verschiedenen Stationen der Reise.
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Warten am Pier |
Einschiffen |
Aufenthalt im Zwischendeck |
Pier Hoboken - New York |
Nicht immer erfüllte sich der Traum vom großen Geld |
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Die Aus- und Rückwanderung im Banat in der Zeit zwischen 1900-1914 zeigt folgende Tabelle:
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Kreis |
Auswanderer |
Rückwanderer |
Arad |
18.786 |
3.357 |
Karasch-Severin |
7.085 |
103 |
Temesch |
35.673 |
5.533 |
Torontal |
46.697 |
11.001 |
Gesamt |
108.241 |
19.994 |
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Nach dem ersten Weltkrieg ging es der Bevölkerung im Banat schlecht und die politische Verunsicherung durch die Dreiteilung des Banats erleichterte vielen Banatern den Abschied von der Heimat. Sie hatten den Traum in der Neuen Welt schnell Geld zu verdienen, mit dem verdienten Geld zurückzukommen, um sich dann in der Gemeinde eine neue Existenz aufzubauen. Zurück in der Heimat blieben die Familienangehörigen. Sie hatten die Aufgabe wenigstens diese Existenz zu sichern und den Rückweg offen zu halten. Die Zurückgebliebenen führten ein entbehrungsreiches Leben, bis der Ernährer in der Lage war, das erste Geld zu überweisen. Wenn es dem Auswanderer gelang eine neue Existenz zu gründen, ließ er seine Familie und die Angehörigen nachkommen oder er kam nach Jahren mit dem gesparten Geld zurück. Manche verschwanden auch auf Nimmerwiedersehen.
Unter den Auswanderern waren auch an die 200 Kneeser Einwohner d.h. rund 1/5 der damaligen deutschen Bevölkerung. Die deutsche Bevölkerungszahl stabilisierte sich schließlich bei etwa 1000.
(zurück zum Anfang)
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Nach Ende der sog. Brussilow-Offensive im August 1916 trat am 27. August 1916 Rumänien auf Seite der Alliierten in den Krieg gegen die Mittelmächte (Deutsches Kaiserreich, Österreich Ungarn und Bulgarien) ein und erhoffte sich leichte Beute. Rumänische Truppen fielen in der Folge kurzzeitig in Siebenbürgen ein. Doch bei der folgenden Gegenoffensive eroberten österreichisch-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen schon Ende August einen Großteil von Rumänien. Am 6. Dezember 1916 schließlich rückten Soldaten der Mittelmächte in Bukarest, Ploiesti und Campina ein. Die Rumänen konnten sich danach nur noch mit russischer Unterstützung im Moldaugebiet halten. Rumänien war besiegt. 1918 nach dem revolutionsbedingten Zusammenbruch der russischen Armeen verschob sich die Ostgrenze der Mittelmächte bis zum Osten der Ukraine. Nachfolgendes Bild zeigt in violetter Farbe das Gebiet von Österreich- Ungarn.
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Der erste Weltkrieg ging auch an Knees nicht spurlos vorbei. Auf der Seite Österreich- Ungarns wurden von insgesamt etwa 1000 deutschen Einwohnern (Volkszählung von 1910 ergab 999 Ew) ca. 113 Männer zum Wehrdienst eingezogen. 18 von ihnen starben für ihr Vaterland - wir gedenken ihrer.
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Gefallene Deutsche aus Knees
(Die Liste wurde zur Verfügung gestellt von Alex Leeb)
Pos. |
Name |
|
Pos. |
Name |
|
Pos. |
Name |
1 |
Balbierer, Adam |
|
7 |
Jobba, Lambert |
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13 |
Märzacker, Johann |
2 |
Brommer, Johann |
|
8 |
Karcher, Michael |
|
14 |
Maurer, Franz |
3 |
Brommer, Josef |
|
9 |
Klein, Bernhard |
|
15 |
Petri, Johann |
4 |
Brommer, Martin |
|
10 |
Krauser, Josef |
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16 |
Waltner, Michael |
5 |
Glassen, Nikolaus |
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11 |
Lenhardt, Johann |
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17 |
Weber, Peter |
6 |
Herbstler, Johann |
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12 |
Machata, Jakob |
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18 |
Wolz, Nikolaus |
Nachfolgendes Bild zeigt die Gedenktafel für alle deutschen Kriegsteilnehmer aus Knees in der katholischen Kirche von Knees. Die Bilder der Gefallenen findet man im Kranz in der Mitte. (Das Bild wurde zur Verfügung gestellt von Elisabeth und Michael Schönborn).
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Obwohl Rumänien zu Kriegsende völlig besiegt und besetzt war, befand es sich wegen des Kriegsbeitrittes auf Seiten der Allierten plötzlich auf der Seite der Siegermächte und wurde dafür üppig bedacht. Von Russland bekam es Bessarabien, von Bulgarien die Dobrutscha und von Östereich-Ungarn die Bukowina, Siebenbürgen und einen Teil des Banats. Über Nacht hatte Rumänien doppelt soviele Einwohner und Land wie vor dem Krieg.
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Verträge von Trianon:
Große Bedeutung für die jüngere Geschichte des Banats und damit auch für Knees hatten in diesem Zusammenhang die Verträge von Trianon. Der Friedensvertrag von Trianon (oder auch Vertrag von Trianon) vom 4. Juni 1920 regelt nach dem Ersten Weltkrieg u.a. die territoriale Situation Ungarns. Eine Friedensdelegation der Donauschwaben bemüht sich bei den Friedensverhandlungen in Paris um die Unteilbarkeit des Banats - vergebens. Ungarn verliert 2/3 des Reichsgebietes. Siebenbürgen und ein Teil des Banats wurden Rumänien zugeschlagen. Ein anderer Teil des Banats ging an Serbien und ein kleiner Teil verblieb bei Ungarn. 1.500.000 Donauschwaben werden also auf die Nachfolgestaaten Ungarn, Serbien und Rumänien aufgeteilt. Der Teil des Banats, zu dem Knees gehört, kommt zu Rumänien.
Da sich Jugoslawien (= Serbien, Slowenien, Kroatien), Rumänien und Ungarn in den Friedensverträgen zu international garantiertem Minderheitenschutz verpflichten, entscheiden sich die Volksversammlungen der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben im Jahr 1919 für die Vereinigung ihrer Gebiete mit Rumänien. Die aus der Zwangsmadjarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmadjarischen z.B. deutschen Bevölkerung des Königreichs Ungarn ist 1918 eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreichs Ungarn.
(zurück zum Anfang)
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Feldzug und Kriegsgefangenschaft in Russland
( von Annemarie Ebner - Tagebuchnotizen meines Vaters) |
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Ende Juni 1940 besetzte die Sowjetarmee Bessarabien und Teile der Bukowina. Auch Ungarn drohte mit Krieg um die Gebietsabtretungen aus den Verträgen von Trianon zu revidieren. Angesichts der unmittelbaren Bedrohung durch die Sowjetunion und der Revisionsansprüche seiner Nachbarn Ungarn und Bulgarien wandte sich das militärisch schwache Rumänien an das Deutsche Reich mit der Bitte um Konfliktschlichtung. Hitler fällte einen Schiedsspruch, der in Wien am 30. August 1940 von den Außenministern Deutschlands, Italiens, Ungarns und Rumäniens unterzeichnet wurde. Er verpflichtete Rumänien dazu, das nördliche Siebenbürgen und das Széklerland an Ungarn abzutreten. Damit verlor Rumänien ein Gebiet von 43.500 Quadratkilometern mit 2,5 Millionen Einwohnern - darunter über 1 Million Rumänen - an den ungarischen Nachbarn.
Für das verbliebene rumänische Staatsgebiet gaben Deutschland und Italien wunschgemäß eine Bestandsgarantie ab. Damit warnten sie die Sowjetunion vor weiteren territorialen Ansprüchen gegenüber Rumänien, das sich den Achsenmächten weiter annäherte und Deutschland später beim Krieg gegen die Sowjetunion unterstützte.
Über die im Schiedsspruch enthaltenen großen Gebietsverluste herrschte allerdings in Rumänien große Empörung, die sich gegen König Carol II. (1893-1953) richtete und sich in einem Putschversuch der nationalistischen und antisemitischen "Eisernen Garde" entlud. Um seine Macht zu sichern und den Forderungen der Protestierenden nachzukommen, setzte der König den auch von Deutschland favorisierten General Ion Antonescu (1882-1946) als Ministerpräsidenten mit außerordentlichen Vollmachten ein. Anfang September 1940 hat dieser den König zugunsten seines Sohnes Michael I. (geb. 1921) zur Abdankung gezwungen. Mit der Stationierung deutscher Truppen in Rumänien wollte die rumänische Regierung die Sowjetunion von einem erneuten Angriff abschrecken. Zudem trat Rumänien am 23. November 1940 dem Dreimächtepakt bei und ließ die deutsche Seite mehrmals von der Bereitschaft zum gemeinsamen Kampf gegen die Sowjetunion wissen. Ende März 1941 begannen mit Truppenbewegungen und der Ausarbeitung von Verteidigungsstrategien für das dringend benötigte rumänische Öl, die deutschen Vorbereitungen für den Krieg gegen die Sowjetunion. Dieser begann am 22. Juni 1941 unter Teilnahme rumänischer Truppen.
Die Teilnahme Rumäniens am zweiten Weltkrieg diente also in erster Linie der Sicherung des Gebietszuwachses nach Ende des ersten Weltkrieges. Mit einem starken Partner an seiner Seite gedachte die rumänische Regierung dies zu erreichen. Weder die Banater Schwaben noch die Siebenbürger Sachsen hatten mit dieser Entscheidung irgendetwas zu tun. Sie waren weder eine 5. Kolonne Hitlers noch Kriegstreiber in diesem Konflikt - sie waren ausschließlich loyale rumänische Staatsbürger mit deutscher Abstammung und hatten nicht mehr und nicht weniger Schuld am Krieg als jeder x-beliebige Rumäne auch. |
Mein Vater, Jakob Bentz (1915-1982), erzählte oft über den Krieg und seine Kriegsgefangenschaft in Russland. Im Juni 1941 wurde er zum Kriegsdienst in die rumänische Armee einberufen. Am 22. Juni begann das Unternehmen „Barbarossa“, der Feldzug der deutschen Truppen nach Russland. Dabei wurde die rumänische Armee voll in den Überraschungsangriff eingebunden. Zuerst sollte Bessarabien und die Nordbukowina rückerobert werden, danach die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.
Mein Vater schrieb in seinem Tagebuch:
„Am 21. Juli 1941 sind wir fort von Temeschburg.
Am 23. Juli wurden wir in Barlad auswaggoniert. Dann fuhren wir 3 Tage bis zum Pruth und am 26. Juli morgens um vier Uhr gingen wir über den Pruth.
Am 2. August sind wir von schwerer russischer Artillerie mit einem ungeheurem Trommelfeuer empfangen worden. Vereint mit deutschen Truppen wurden die Russen von uns nach schweren Kämpfen zurückgeschlagen.
Am 3. August sind wir über den Dnjester. Als wir mitten auf der Brücke waren, wurden wir von russischen Fliegern bombardiert.
Am 11. August gingen wir gegen die Hafenstadt Odessa vor. Wir hatten einen großen Angriff, bei dem wir zurückgeschlagen wurden. Am 13. August gab es wieder schwere Kämpfe. Eine Schwadron Reiter hat zwei Russen gefangengenommen. Wir hatten einen Bajonettangriff, aber nur einen Verletzten und einige Tote.
Einige Stunden später gab es einen großen Fliegerangriff der Russen. In einer Höhe von 20 m flogen sie über uns und schossen mit Maschinengewehren mit Dumdumgeschossen auf uns. Wir flüchteten in die Häuser.
Am 14. August starteten wir einen großen Angriff gegen die Russen. Sie liefen 70 km weit, dann stellten sie sich wieder. In einem Maisfeld haben wir einen Spion gefangen. Er hatte ein Funkgerät und sprach mit den Russen. Am gleichen Tag fingen wir auch ein Weib, das unterirdisch ein Telefongespräch hatte.
Vom 16. auf den 17. August nachts schoß ein Spion Leuchtraketen ab. Ein Flieger kam und flog wieder zurück. Doch dann kamen 15 Flieger auf einmal und bombardierten uns ganz massiv. Ich war mit einigen Kameraden in einen unterirdischen Keller geflüchtet.
Am 17. August fingen wir auch diesen Spion, dann war Ruhe. Nun kamen deutsche Flieger und schwere Artillerie zum Einsatz, sie schlugen die Russen gewaltig zurück. Wenn die Deutschen nicht gewesen wären, wären wir jetzt in Kriegsgefangenschaft.
Am 19. August bombardierten deutsche und rumänische Truppen Odessa, so dass es in Flammen stand. Die Truppen rückten weit vor. Unser General wollte keine deutsche Truppen und Flieger. Wenn diese aber nicht gewesen wären, wäre es öfters schlecht ausgegangen. Am heutigen Tag hatte unser Regiment 15 Gefallene und 23 Verwundete, davon 2 Offiziere.
22. August – ein großes Gefecht mit den Russen. Unsere Artillerie schlug sie nach fünfstündigem Kampf 10 km zurück ohne Infanterie und Kavallerie. Dann folgten die ganze Nacht über heftige Fliegerangriffe auf uns. Ein deutscher Hauptmann sagte, man muss unsere Brigade wechseln, da sie 60% Verluste hatte.
Vom 24. auf den 25. August war ein großer Fliegerangriff. Die Russen schossen und bombardierten uns, dass die Erde nur so zitterte. Ich war unter einem Weidenbusch. Links und rechts flogen Bomben herunter. Ich legte mich auf den Bauch und sagte zu meinem Kameraden, der bei mir war, hier sterben wir. Aber durch Gottes Hilfe kamen wir davon.
Am 27. August habe ich die erste Karte von zu Hause bekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber schon 17 Karten geschrieben. Wir sind gegen Odessa vorgerückt. Unsere Artillerie stieß am linken Flügel bis ans Schwarze Meer vor. Sie schoss 4 Stunden lang ununterbrochen auf Odessa.
Am 29. August rückten wir gewaltig vor und haben eine unterirdische Fliegerhalle mit 67 Fliegern gefunden. Danach kamen einige Tage keine Flieger mehr.
Am 31. August schlugen uns die Russen 5 km zurück. Es kamen englische Flieger. Sie griffen uns so heftig an, dass man 4 Stunden lang nicht einmal den Kopf aus dem Loch strecken konnte.
2. September – ein großer Angriff der Russen. Unsere Artillerie verschoß 6000 Granaten. Das Rohr unserer Kanone war schon glühend rot.
5. September- Sehr früh morgens flogen 11 Flieger einen massiven Angriff auf die deutsche Artillerie. Sie schossen nur mit Bordkanonen und kamen bis auf 7-8 Meter herunter. Sie mähten nur so, dass es krachte. Die Ablöse ist noch nicht da und wir können die Zeit kaum erwarten.
7. September – die Kanonen schießen nicht mehr wie vorher, aber Flieger sind so viele, wie Vögel in der Luft. Man kann nicht schlafen, denn jede Minute kommt ein Flieger. Es sind von unseren aber auch russische. Die sind gefährlich, denn man muß jeden Moment in den Graben springen und kaum ist man heraussen, muß man schon wieder hinein.
8. September – Sonntag Nacht sind wir weg von Stepanovka und fuhren bis Montag Abend in einer Tour
14. September – Der Kampf um Odessa begann, aber nur schwach. Es ist ein Grusel hier an der Front. Tote, Tote und wieder Tote.
18. September- unser Regiment legte bis zum 23.September eine Pause ein.
23. September – großer Luftangriff auf Odessa. Odessa brennt. Es ist grässlich, diese Brände in der Nacht zu sehen. Die Nächte sind kalt hier und am Tag zehren einem die Fliegen auf. Wir und unsere Flieger kamen unter starken Beschuss. Die Russen haben von uns 3000 Mann gefangen genommen.
Am 20. Oktober sind wir in die Stadt Odessa eingerückt.
Am 25. Oktober trafen wir als Besatzungstruppen in Berisofka ein. Jetzt haben wir frei. Wir schlafen, bis die Uhr stehen bleibt, sonst ist man den ganzen Tag hungrig. Wir leben hier sehr schlecht. Es gibt nur im Ofen geschwelte Kartoffeln mit Schalen und Kürbis. Es ist zum fortlaufen. Aber wohin? Die Heimat ist zu weit. Brot gibt es alle acht Tage auch einmal. Das Brot ist aus Gerste und grau wie die Erde. Nicht einmal anständiges Wasser gibt es hier. Man muß es aus einer Entfernung von 2-3 km holen, da wird man kaputt bis man es angeschleppt hat und dann ist es nicht zum Trinken. Eine Armut ist hier, dass man es nicht niederschreiben kann. Die Milch melken die Bauern in einen Topf, in den sie ihre Not verrichten. Nachts als ich dies sah, war mein Appetit auf Milch fort. Denn mit Milch lebte man noch hie und da.
1. November – Ich kann nicht sagen, wie viele bittere Nächte ich mitmachte. Es regnete. Wir kamen nachts um 1 Uhr in einer Gemeinde an und schliefen draußen, so wie ein Hund. Ohne Decke, bloß den Regenmantel darübergezogen. Nicht einmal Stroh war hier. Wir legten uns nebeneinander in den Dreck hinein wie die Schweine. Morgens waren wir auch noch gut gereift, denn es war kalt, wie mitten im Winter. Ich sagte zu meinen Kameraden: Hier bleiben unsere Knochen in Russland, im Land der Bolschewiken, dreckig und schmierig von oben bis unten. Einer meinte darauf: Nur Geduld, wir kommen doch einmal los, dann wird gelebt. Ein anderer aber sagte: Man wird uns vieles gar nicht glauben.
Das Leben hier ist so schwer. Zu Essen gibt es nur Kartoffeln und wieder Kartoffeln. Man glaubt, sie laufen einem schon nach. Wir kriegen nur ganz selten Brot. Zu kaufen gibt es hier nichts. Die Leute sind so arm, dass sie nur von Sonnenblumenkernen leben. Die Häuser sind mit Erde gedeckt. Eigentlich sind es gar keine Häuser. Den Stall haben sie im vorderen Zimmer. Einfach schrecklich.
4. Dezember 1941 – Man weiß nicht, was ein Mensch alles aushalten kann. Soviel Läuse und Kälte gibt es hier, dass man glaubt, man muß vergehn. Keine Nachtruhe und den ganzen Tag muß man in der Kälte fahren. Aber das Gute ist, dass man noch mit Deutschen zusammenkommt. Diese machen einem das Herz ganz leicht, das ist noch das einzige Glück. Wir haben schon über vierzehn Tage nur leere Kartoffelsuppe gegessen. Es ist schrecklich. Zum Durchgehen.“
Auf dem Marsch Richtung Stalingrad mussten die Soldaten viel Leid ertragen, frieren und hungern. Um nicht zu verhungern, aßen sie auch das Fleisch toter Pferde.
Viele Kameraden fielen in den Gefechten oder überstanden die Strapazen des Feldzuges nicht.
Ende August 1942 begann der erbitterte Kampf um Stalingrad, an dem neben den deutschen Truppen auch Teile der rumänischen, der ungarischen und der italienischen Armee beteiligt waren. Durch die russische Großoffensive im November 1942 wurden die zwischen Don und Stalingrad versammelten deutschen und verbündeten Truppen eingeschlossen.
Im Kessel bei Stalingrad befand sich die 6. Armee unter General Paulus, das IV. Armeekorps, Teile der 4. Panzerdivision, die rumänische 20. Division und die rumänische 1. Kavalleriedivision, der auch mein Vater angehörte. Die Eingeschlossenen wurden durch deutsche Transportflugzeuge notdürftig mit Verpflegung, Bekleidung, Munition und Sanitätsmaterial versorgt. Trotz mangelnder Verpflegung waren die Soldaten Tag und Nacht im Einsatz und leisteten den russischen Truppen Widerstand.
Ende Januar 1943 kapitulierten die eingeschlossenen Truppen und kamen in russische Kriegsgefangenschaft. Auch mein Vater und seine Kameraden waren nun russische Kriegsgefangene im Lager 137 in Wolsk an der Wolga. Jedem Gefangenen wurden die paar Habseligkeiten, die er noch hatte, abgenommen. Sogar die Fotos der Angehörigen von daheim wurden beschlagnahmt. Auf diese Weise ging auch der Rest des Tagebuchs verloren.
Ziellos wurden die ausgemergelten, erschöpften und wehrlosen Kriegsgefangenen durch die eisige und schneebedeckte Steppe um Stalingrad getrieben. So mancher Gefangene blieb kraft- und willenlos liegen und wenn er nicht gnadenlos von den russischen Posten erschossen wurde, erfror er kurze Zeit später bei der eisigen Kälte.
Von Hunger und Ungeziefer geplagt, erschöpft und seelisch zermürbt, starben viele Gefangene. Andere wurden von Krankheiten - Ruhr, Typhus, Malaria - dahingerafft. Einige überstanden die Krankheit, hatten aber zeitlebens an den Folgen der besiegten Krankheit zu leiden.
Im Mai 1943 brach im Lager 137 Typhus aus, auch mein Vater erkrankte daran und kam ins Krankenhaus Beresovsk. Er überstand die Krankheit, wog aber nur noch 40 Kilo und war ein Schatten seiner selbst. Nach seiner Genesung im November 1943 kam er wieder ins Lager 137 in Wolsk. Weil er in Folge der Typhuserkrankung sehr geschwächt war und nicht mehr zur Arbeit geschickt werden konnte, wurde er im Verpflegungsmagazin eingesetzt. |
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Kriegsgefangenschaft: Lager 137 in Wolsk- 1948 |
Rumänische und Reichsdeutsche Kriegsgefangene einige Monate vor der Entlassung (Anfang 1948) |
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Die Zustände im Lager besserten sich erst in den letzten Jahren seiner Gefangenschaft. Mehr als sechs Jahre verbrachte mein Vater in Kriegsgefangenschaft. Er wurde schließlich am 24.09.48 entlassen und konnte zurückkehren. Einen Teil seines Tagebuches brachte er mit in die Heimat. Im Lager waren auch viele Reichsdeutsche. Mit einigen von ihnen verband meinen Vater eine tiefe Freundschaft. Mit seinem Freund Hubert Becker aus Grafenwöhr und dessen Frau gab es 1976 in Landshut ein sehr bewegtes Wiedersehen. |
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Kriegsteilnehmer im zweiten Weltkrieg |
Pos. |
Name |
Geburts-
datum |
Bemerkungen |
1 |
Arnold, Johann |
1921 |
russ. Kriegsgef., in Russland verheiratet |
2 |
Arnold, Josef |
04.04.1925 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
3 |
Bartl, Nikolaus |
06.10.1913 |
im Westen geblieben (D) |
4 |
Bartl, Peter |
19.12.1919 |
gefallen, keine näheren Angaben (k.n.A) |
5 |
Bentz, Jakob |
09.02.1915 |
russ. Kriegsgef., 01.08.1942 - 09.1948, Heimkehr 1948 |
6 |
Berger, Peter |
18.03.1926 |
Kriegsgef., Heimkehr |
7 |
Boot, Johann |
09.11.1912 |
im Westen geblieben |
8 |
Braun, Jakob |
16.03.1921 |
im Westen geblieben (D) |
9 |
Breitenbach, Heinrich |
06.07.1923 |
im Westen geblieben (A) |
10 |
Brommer, Jakob |
06.04.1914 |
gefallen, k.n.A |
11 |
Brummer, Franz |
28.06.1921 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
12 |
Decker, August |
02.06.1912 |
im Westen geblieben (D) |
13 |
Dipong, Franz |
24.05.1913 |
im Westen geblieben (Amerika) |
14 |
Ehling, Jakob |
30.09.1916 |
gefallen am 25.09.1943 |
15 |
Eichert, Konrad |
28.08.1913 |
im Westen geblieben (A) |
16 |
Feiler, Jakob |
01.01.1916 |
verschollen 1943 bei Stalingrad |
17 |
Frahler, Franz |
25.01.1903 |
im Westen geblieben (D) |
18 |
Frank, Michael |
03.04.1925 |
Kriegsf. in Sibirien, entl. Deutschland |
19 |
Fuchs, Josef |
19.03.1913 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
20 |
Glassen, Wilhelm |
18.02.1919 |
gefallen am 04.08.1944 in Estland |
21 |
Gross, Franz |
12.12.1918 |
im Westen geblieben (D) |
22 |
Gross, Georg |
04.05.1922 |
gefallen in Kroatien |
23 |
Gross, Johann |
05.12.1920 |
gefallen, k.n.A |
24 |
Gross, Michael |
24.07.1910 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
25 |
Gross, Nikolaus |
28.03.1923 |
gefallen, k.n.A |
26 |
Günther, Mathias |
17.02.1919 |
Heimkehr |
27 |
Hartmann, Peter |
16.12.1909 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
28 |
Heinrich, Martin |
03.03.1924 |
im Westen geblieben (D) |
29 |
Heinrich, Martin |
17.11.1906 |
vermisst bei Berlin 1945 |
30 |
Herbeck, Jakob |
01.05.1921 |
gefallen 1944 bei Reval, Estland |
31 |
Herbstler, Johann |
12.07.1915 |
gefallen, k.n.A |
32 |
Herbstler, Peter |
16.05.1913 |
gefallen am 25.05.1944 in Italien |
33 |
Issler, Johann |
21.09.1915 |
gefallen, k.n.A |
34 |
Issler, Johann |
02.10.1925 |
im Westen geblieben (Engl.) |
35 |
Issler, Peter |
23.05.1921 |
im Westen geblieben (Engl.) |
36 |
Jobba, Johann |
10.12.1907 |
Heimkehr |
37 |
Jobba, Nikolaus |
15.02.1907 |
im Westen geblieben (D) |
38 |
Jobba, Peter |
10.04.1913 |
gefallen am 20.02.1944 bei Nettuno, Italien |
39 |
Klein, Peter |
28.08.1920 |
Heimkehr |
40 |
Kleitsch, Jakob |
03.06.1912 |
gefallen, k.n.A |
41 |
Kneip, Anton |
31.08.1923 |
gefallen, k.n.A |
42 |
Kneip, Johann |
06.11.1921 |
gefallen am 30.11.1943 Ostfront, Krim |
43 |
Kodrotz, Franz |
12.04.1909 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
44 |
Kramp, Johann |
25.06.1922 |
gefallen, k.n.A |
45 |
Krauser, Jakob |
11.08.1913 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
46 |
Krauser, Johann (jun.) |
08.06.1921 |
gefallen, k.n.A |
47 |
Krauser, Michael |
11.03.1911 |
gefallen am 16/19.04.1943 bei Sinferopol, Krim |
48 |
Krauser, Vinzenz |
06.10.1920 |
gefallen bei Stalingrad |
49 |
Kreiss, Nikolaus |
08.05.1925 |
Heimkehr |
50 |
Kuhn, Franz |
1920 ? |
im Westen geblieben (A) |
51 |
Kutschera, Nikolaus |
28.04.1912 |
Heimkehr |
52 |
Lambert, Michael |
04.07.1910 |
Heimkehr |
53 |
Lauer, Johann |
10.01.1925 |
im Westen geblieben (D) |
54 |
Lay, Jakob |
29.03.1924 |
im Westen geblieben (D) |
55 |
Lay, Johann |
05.05.1919 |
im Westen geblieben (Canada) |
56 |
Leeb, Anselm |
12.02.1911 |
im Westen geblieben (Canada) |
57 |
Machata, Jakob |
30.08.1912 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
58 |
Machata, Nikolaus |
09.12.1909 |
Heimkehr |
59 |
Mager, Adam |
19.09.1911 |
Heimkehr |
60 |
Mager, Jakob |
13.08.1909 |
Heimkehr |
61 |
Mann, Peter |
01.02.1910 |
Heimkehr |
62 |
Maurer, Jakob |
21.08.1913 |
Heimkehr |
63 |
Maurer, Johann |
31.01.1915 |
im Westen geblieben (D) |
64 |
Maurer, Paul |
17.09.1915 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
65 |
Maurer, Peter |
03.05.1912 |
vermisst 1943 bei Stalingrad |
66 |
Mayer, Reinhold |
1920 ? |
Heimkehr |
67 |
Minnich, Anton |
15.08.1921 |
Heimkehr |
68 |
Minnich, Peter |
17.03.1925 |
im Westen geblieben (Engl.) |
69 |
Neumann, Johann |
11.02.1911 |
Heimkehr |
70 |
Niess, Johann |
06.05.1919 |
gefallen am 06.02.1944, Pomezia, Italien |
71 |
Niess, Anton Michael |
05.07.1911 |
im Westen geblieben (Amerika) |
72 |
Niess, Peter |
14.03.1913 |
vermisst |
73 |
Petri, Josef |
10.09.1920 |
im Westen geblieben (A) |
74 |
Petz, Josef |
04.05.1919 |
gefallen, k.n.A |
75 |
Quintus, Peter |
07.01.1916 |
im Westen geblieben (Amerika) |
76 |
Rieder, Franz |
14.02.1912 |
gefallen am 07.1944 in Estland |
77 |
Rieder, Franz |
20.07.1921 |
gefallen, k.n.A |
78 |
Rieder, Jakob |
26.11.1921 |
gefallen, k.n.A |
79 |
Roos, Martin |
07.06.1908 |
im Westen geblieben (Amerika) |
80 |
Schadt, Franz |
1924 ? |
gefallen, k.n.A |
81 |
Schlimmer, Georg |
22.10.1907 |
im Westen geblieben (D) |
82 |
Schmidt, Peter |
15.07.1922 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
83 |
Schönborn, Peter |
05.02.1925 |
Heimkehr 1947 |
84 |
Schulz, Franz |
16.07.1908 |
vermisst in Russland |
85 |
Schummer, Lambert |
11.10.1908 |
Heimkehr |
86 |
Schummer, Josef |
17.09.1921 |
Heimkehr |
87 |
Sebastian, Johann |
06.04.1910 |
gefallen 1945 in Deutschland |
88 |
Springart, Peter |
28.02.1914 |
gefallen am 06.10.1944 bei Danzig |
89 |
Thierjung, Adam |
15.04.1920 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
90 |
Thierjung, Josef |
16.12.1925 |
im Westen geblieben (D) |
91 |
Thiess, Gerhard |
02.08.1906 |
gefallen 05.1945 bei Linz |
92 |
Tussel, Lambert |
11.02.1911 |
im Westen geblieben (D) |
93 |
Viel, Anton |
25.01.1910 |
im Westen geblieben (D) |
94 |
Viel, Josef |
25.08.1926 |
gefallen am 22.07.1944 in Russland |
95 |
Viel, Peter |
1912 |
gefallen, k.n.A |
96 |
Wambach, Konrad |
19.05.1922 |
im Westen geblieben (D) |
97 |
Wambach, Peter |
28.07.1920 |
Heimkehr |
98 |
Wanson, Franz |
02.07.1910 |
|
99 |
Weber, Nikolaus |
13.09.1919 |
im Westen geblieben (A) |
100 |
Weiss, Jakob |
09.07.1911 |
im Westen geblieben (D) |
101 |
Weiss, Johann |
01.11.1914 |
russ. Kriegsgef., Heimkehr 1948 |
102 |
Weiss, Johann |
02.10.1909 |
im Westen geblieben (D) |
103 |
Weisshaar, Johann |
24.04.1911 |
Heimkehr |
104 |
Welter, Peter |
15.11.1912 |
Heimkehr |
105 |
Wendel, Johann |
24.10.1913 |
im Westen geblieben (D) |
Alle jene, die für die Heimat gefallen sind, mögen in Frieden ruhen.
Sowohl die Liste wie auch die Angaben sind möglicherweise nicht vollständig. Ergänzungen bitte unter
089-7932404 melden. |
(zurück zum Anfang) |
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Deportation nach Russland (1945-1949)
(geschrieben von Annemarie Ebner)
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Als die Front im April 1944 auf rumänisches Territorium übergriff, konnten deutsche und rumänische Kräfte den sowjetischen Vormarsch nicht aufhalten. Alles entscheidend war die Operation Jassy-Kischinew, der sowjetische Großangriff gegen Rumänien am 20. August 1944 auf dem Gebiet des früheren Bessarabiens und heutigen Moldawiens zwischen den Städten Iasi und Chisinau.
Nach dieser sowjetischen Großoffensive wurde Antonescu von einigen Generalen aus dem Umkreis des Königs festgenommen und abgesetzt. Die neue Regierung brach am 23. August 1944 die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab. Nachdem Hitler am 24. August 1944 die Bombardierung der Hauptstadt Bukarest angeordnet hatte, erklärte Rumänien einen Tag später Deutschland den Krieg.
Am 31. August besetzte die Rote Armee Bukarest, am 12. September 1944 wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Rumänische Soldaten kämpften anschließend auf sowjetischer Seite gegen das Deutsche Reich.
Der Einmarsch der Russen in das Banat (September/Oktober 1944) erfolgte mit Plünderungen und auch Vergewaltigungen. Dabei halfen gelegentlich auch Rumänen den Russen bei der Jagd nach Beute oder Frauen. Hin und wieder tauchten die gestohlenen Möbel oder Haushaltsgegenstände auch im Hause eines Rumänen auf.
Das Jahr 1945 begann für die Deutschen in Rumänien mit einem weiteren Schicksalsschlag. Bereits ab Herbst 1944 wurden im geheimen Listen aller Deutschen angelegt. Mitte Januar trieben schließlich rumänische Soldaten zusammen mit dem NKDW alle deutsche Frauen im Alter von 18 bis 33 Jahren und alle verbliebenen deutschen Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren zusammen und verschleppten sie zur Zwangsarbeit nach Russland (vorwiegend in die Ukraine), um dort wieder aufzubauen, was im Krieg zerstört worden war.
Keine Rede davon, dass das ganze Königreich Rumänien im Krieg gegen Russland gekämpft hat und eigentlich in der Gesamtheit zu Reparationen verpflichtet war. Ausschließlich die deutsche Minderheit wurde zum Wiederaufbau der zerstörten Schwerindustrie im Donezbecken herangezogen. Nur Mütter mit Kindern unter einem Jahr und schwangere Frauen wurden verschont. Manche Betroffene versteckten sich anfangs. Um ihrer trotzdem habhaft zu werden, schreckte man auch vor Erpressung und Geiselnahme nicht zurück.
Die in den Donbass verschleppten deutschen Frauen und Männer mussten viel Leid und Elend in den sowjetischen Arbeitslagern ertragen. Sie hungerten, froren und mussten trotzdem Schwerstarbeit in Stahlwerken, in Steinbrüchen, auf Baustellen, in Kohlengruben oder Kolchosen leisten. Zu essen gab es morgens Tee mit etwas Brot, mittags und abends eine leere Krautsuppe.
Die mangelhafte Ernährung führte dazu, dass besonders in den ersten Jahren viele Deportierte von Hunger und Krankheit dahingerafft wurden. Andere fanden bei schweren Arbeitsunfällen den Tod. Auch der kalte russische Winter machte den Verschleppten zu schaffen, da sie keine ausreichend warme Kleidung hatten. Besonders bedrückend und zermürbend war es, hinter Stacheldraht und unter ständiger Bewachung leben zu müssen und nicht zu wissen, wie lange dies noch dauert. Unerträglich waren auch die Wanzen und die Läuse, von denen die Gefangenen heimgesucht wurden und derer man kaum Herr werden konnte.
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(v. l. n. r.) Barbara Bentz, Susanne Schneider und Magdalena Griffel am Grab von Katharina Kreiss (1948)
Foto von Annemarie Ebner geb. Bentz
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Für die Letzten endete dieser schreckliche und unvorstellbare Leidensweg erst nach fünf langen Jahren harter Arbeit und vieler Entbehrungen Ende 1949, als sie aus den Lagern entlassen wurden und endlich in die Heimat zurückkehren konnten (die Heimfahrt erfolgte wieder in Viehwaggons).
Auch die deutsche Bevölkerung von Knees blieb von dieser Verschleppung nicht verschont und etwa die Hälfte der Deportierten ist dort verstorben. Begraben wurden sie auf freiem Feld. Ein kleines Holzkreuz ist alles was einen Moment an sie erinnerte.
Schon als Kind wurde ich mit dieser Verschleppung konfrontiert, da meine Mutter (die auch verschleppt war) und andere Verwandte immer wieder über die grauenvollen Zustände in den russischen Lagern und über diese schwere Zeit berichteten. Oft stellte ich mir die Frage, wie die Betroffenen überhaupt unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen überleben konnten. Manche starben auch noch nach ihrer Rückkehr aufgrund von Spätfolgen verschleppter Krankheiten oder Unfälle.
Man stelle sich in diesem Zusammenhang auch das Leid der Alten und Kinder vor. Der Ernährer seit Jahren im Krieg, vermisst oder in der Kriegsgefangenschaft, die Mutter in die Ukraine verschleppt, der Haushalt und der Getreidespeicher geplündert und das Feld enteignet. Unter diesen Umständen mußten die Großeltern einspringen und völlig mittellos die Enkelkinder großziehen.
Bericht einer Betroffenen
Nachfolgend berichte ich, wie sich Elisabeth Viel (geb. Pfeiffer) an die Deportation erinnert.
Am 14. Jänner kam der Nachbar (dem Kramp Hans sein Stiefvater) abends zu Familie Pfeiffer und erzählte, dass in der Fleischbank das Gerücht kursierte, dass alle jungen Deutschen weggebracht werden sollten. Als er heimging, schlug er vor, dass Frau Elisabeth mit ihm gehen solle. Das war so um halb zehn abends. Nach zwölf Uhr bellten plötzlich die Hunde ganz laut und im Pfeiffersch-Haus waren Gendarmen und rumänische Männer, die nach ihr suchten. Die Männer gingen unverrichteter Dinge wieder weg, da sie beim Vedder Lambert versteckt war. Bei Ehlings und in der anderen Nachbarschaft haben sie aber alle jungen Frauen mitgenommen.
Morgens wollte ihre Mutter und eine Nachbarin den Weg nach Betschkerek erkunden, aber sie kamen gar nicht zum Dorf hinaus, denn an der Dorfgrenze wachten rumänische Männer mit Knüppeln, damit niemand entkommen konnte. Sie versteckte sich dann beim Vedder Ion, denn da wurde sie bestimmt nicht gesucht. Am nächsten Tag kam die Mutter und erzählte, dass die Männer wieder da waren und sie holen wollten. Sie drohten nun, ihren Vater mitzunehmen, falls sie nicht auftauchen sollte. Daraufhin ging sie heim, packte ein paar Sachen ein und ging auch in die rumänische Schule, wohin die anderen schon gebracht worden waren. Als alle Betroffenen zusammengetrieben waren, wurden sie mit Schlitten nach Winga gefahren, wo schon viele andere Deutsche aus umliegenden Ortschaften in der Schule festgehalten und von russischem Militär bewacht wurden. In Winga wurden die Transporte zusammengestellt und die Opfer in fensterlose Viehwaggons verladen, in denen Pritschen aufgestellt waren. Trotz der grausamen Kälte gab es keine Möglichkeit zu heizen. Waschgelegenheiten und Toiletten waren ebenfalls keine vorhanden.
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Elisabeth Viel (r) zusammen mit Katharina Kutschera,
Evi Feiler und Tilli Herbst (1948)
Foto von Elisabeth Viel |
Frau Viel erzählt dazu folgendes: „Mei Vatter es aa metem Schliede of Winga komm. Meer ware noch 3-4 Teech en Winga on mei Vatter hat jeede Taach was metgebrong: Esse, warmes Gwand on aa mei dicki Bezich. Doo war ich froh drom, weil’s war doch so kalt. En onsrem Wagoon ware fast lauder Knieser, Männer on Weiwer, so 35-4o Persone. Di Männer han em Bodem vom Wagon a Loch rausgschnied, das war onser Klosett. Am Anfang hamer noch Esse von derhem ghatt, awwer dann hamer getrockeltes on verschimbeltes Brot zu esse kritt.
Bei Curtici hamer en di russische Wagons omsteije misse. Di ware voll met Leis on meer haade se aa ball ghatt. Am 17. oder 18. Feewer sen mer en Russland en Stalino (heute Donez) aankomm. Meer han bes ens Lager dorch de hoche Schnee gehn misse. Ich sen glei for aarweide en de Schacht engeteelt gen. Meer han en drei Schichte gearweit, aa Sonndachs. Derfor hammer a Taach en der Wuch frei gritt.
Ofm Weech zur Arweit on zrock ware mer emmer von bewaffnete Posten bewacht. Weil mer doch alli Leis ghatt han, hamer aus de Landre Petrolium rausgholl on de Kopp engerieb, for das mer di Leis loskrien. Schlemmer wie di Leis, ware awer di Wanze. Onser Gwand hamer zum entwanze en die "etuwa" gebrong, dort es dann mei Wendermandel kaputtgang.
Zuerscht ware mer eme große Haus onnergebrong. Doo ware so vill Wanze, di hat mer net vernichte kenne, drom hamer em Sommer draus em Hoff gschloof. Späder ware mer dann en Baracke. Em Schacht es onser Gwand oft naß gen, on em Wender wars oft schtrack gfroor, noh ware mer froh, dass mer ons, wamer en di Baracke komm sen, met warmem Wasser han wäsche kenne.
Bei ons em Schacht han aa jonge russische Buwe on russische Flinteweiwer gearweit. Derhem hat jo niemand gewesst wo mer sen, mer han net schreiwe derfe. Noh hat mol so a Flinteweib mer a Postkaart gebrong on gsaat, ich soll di hem schreiwe. Das Flinteweib hat dann die Kaart abgscheckt on di es werklich derhem en Knies aankomm. Das waar di erschti Nachricht von de Verschleppte aus Russland.
Am Anfang haade mer a aarich beese Major. Das war a kleene, dicke Mann, de was mich emmer an onser Pharre erinnert hat. Dee Major hat emmer gsaat, dass mer alli zum Lorenz gehn werre (de Lorenz war a Mann, de was emmer di Toode weggebrong hat), also dass mer alli schterwe. De Major es noh krank gen on gschtorb, awwer von ons es niemand zu seiner Leicht gang. Dann hamer a Major kritt, de war groß on stark (so wie de Seif), das war a guude Mann. Er hat emmer gsaat: „skoro domoi“, also dass die Zeit schon kommt, wammer hem derfe. Vill han Salztee getronk, for dasse krank gen on metm Kranketransport hem kenne. Awwer von dene sen aa manche noch en Russland gschtorb. Das ware schon aarich schlemme Zeide, on das kann niemand glaawe, de wases net metgemach hat. Weil mer wenig zu esse haade on schwer arweide han misse, sen vill Leit krank gen on manche sen a gschtorb. Als erschtes eses Lay Lissi gschtorb, schon em erschti Johr. Das han ich aa schon of der erschti Postkaart gschrieb.
1946 es dann Typhus en onsrem Lager ausgebroch. Ich sen aa krank gen on alli Typhuskranke sen en a annres Gebäude komm. Meer han Pille kritt, awwer von denne sen ons di Hoor ausgang.
Em Schacht hats aa oft Onfäll gen. Es Herbstler Lissi on noch a Weib aus Orzydorf sen ausm Lift en de Schacht gfall on waare tot. Aa em Steinbruch es mol e greesres Ongleck passeert, noo sen siewe jonge Mensche omkomm.
1949 em November hamer hem derfe. Ich kann mich noch gut erinnre, dass dei Vatter ons bes Temeschwar entgegenkomm es. En Knies ofm Bahnhof waar a groose Empfang, so vill Leit waare komm. Aa mei Bruder waar doo, awwer ich hanne net gekennt. Di Blechmusik hat gschpillt on alle Glocke han gelaut. Dann semer alli zur Mess en di Kerch gang. Das es jetz schon alles so lang her, awwer mer kann das Schlemmi, was mer metgemach hat, net vergesse." |
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Kneeser Landsleute, die zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurden
(1945-1949)
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Pos. |
Name, Vorname |
Geb. Datum |
Ort, Lager |
Bemerkung |
1 |
Bender, Nikolaus |
09.05.1927 |
Stalino 1021 |
verst. 06.03.1946 |
2 |
Bentz, Barbara geb. Schultz |
25.11.1920 |
Sverdlovsk 1220 |
Heimkehr 22.12.1949 |
3 |
Berger, Elisabeth geb. Gross |
25.04.1927 |
Makeefka 1001 |
Heimkehr 25.11.1949 |
4 |
Bernhardt, Josef |
26.09.1921 |
|
verst. 14.04.1947 |
5 |
Bettendorf, Magdalena geb. Glass |
05.05.1929 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 15.11.1949 |
6 |
Bettendorf, Philipp |
13.02.1927 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 15.11.1949 |
7 |
Brommer, Katharina geb. Müller |
07.02.1920 |
|
verst. |
8 |
Brommer, Margarethe |
29.03.1926 |
Krasna Armensk 1028 |
Heimkehr 27.11.1949 |
9 |
Brommer, Susanna geb. Braun |
22.07.1920 |
|
verst. |
10 |
Brummer, Katharina geb. Petri |
14.03.1924 |
Stalino 1021 |
Heimkehr |
11 |
Decker, Augustin |
10.08.1928 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 1949 |
12 |
Decker, Paul |
16.10.1903 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 27.10.1945 |
13 |
Dipong, Margarethe geb. Schlupp |
03.12.1919 |
|
verst. |
14 |
Dürbeck, Angela geb. Plennert |
01.03.1926 |
Rudnik 1028 |
Heimkehr 09.07.1948 |
15 |
Ehling, Elisabeth geb. Wokal |
14.01.1918 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 25.11.49 |
16 |
Ehling, Maria |
25.10.1920 |
Stalino 1021 |
verst. 18.10.46 |
17 |
Eichert, Theresia geb. Ehling |
29.01.1913 |
|
Heimkehr |
18 |
Gängler, Nikolaus |
18.02.1907 |
|
verst. |
19 |
Gercsenyi, Maria geb. Minnich |
04.05.1927 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 13.11.1949 |
20 |
Gergen, Anna |
18.04.1924 |
Stalino |
verst. 16.09.1946 |
21 |
Gergen, Jakob |
07.09.1902 |
Stalino 1021 |
Heimkehr |
22 |
Glass, Anton |
28.06.1900 |
Stalino 1021 |
verst. 10.02.1946 |
23 |
Glass, Eva |
09.01.1922 |
Stalino 1021 |
verst. 19.10.1946 |
24 |
Glass, Josef sen. |
09.05.1903 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 30.05.1947 |
25 |
Glass, Josef jun. |
22.03.1927 |
Stalino 1021 |
entl. Ostzone 20.11.1949 |
26 |
Glass, Magdalena |
06.03.1928 |
|
verst. 23.12.1945 |
27 |
Glass, Peter |
17.02.1902 |
|
verst. 21.10.1945 |
28 |
Gombkötö, Margarethe geb. Schleich |
23.06.1925 |
Makeevka 1001 |
Heimkehr 15.10.1948 |
29 |
Griffaton, Katharina |
1927 |
|
Heimkehr |
30 |
Griffaton, Nikolaus ? |
|
|
Heimkehr |
31 |
Griffel, Franz |
19.03.1926 |
Sverdlovsk 1220 |
Heimkehr 22.12.1949 |
32 |
Griffel, Magdalena geb. Herbeck |
14.04.1926 |
Sverdlovsk 1220 |
Heimkehr 22.12.1949 |
33 |
Gross, Anna geb. Krauser |
08.11.1914 |
Dimitrovka 1028 |
verst. 16.01.1945 |
34 |
Gross, Eva |
27.07.1922 |
|
Heimkehr |
35 |
Gross, Wilhelm sen. |
20.02.1900 |
|
Heimkehr |
36 |
Grün, Georg |
25.04.1928 |
Stalino 1010 |
Heimkehr 23.10.1949 |
37 |
Günther, Susanne geb. Rieder |
27.07.1923 |
|
Heimkehr |
38 |
Heidi, Katharina |
02.09.1925 |
|
|
39 |
Herbst, Ida |
17.08.1914 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 06.1948 |
40 |
Herbst, Ottilie |
19.10.1920 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 14.11.1949 |
41 |
Herbstler, Elisabeth geb. Minnich |
18.01.1920 |
Stalino 1021 |
verst. 31.10.1948 |
42 |
Herbstler, Elisabeth |
08.07.1924 |
|
verst. |
43 |
Herbstler, Katharina geb. Gross |
31.08.1920 |
|
Heimkehr |
44 |
Issler, Elisabeth geb. Petri |
09.11.1920 |
Stalino 1021
|
verst. 1946 |
45 |
Issler, Josef |
26.03.1928 |
|
verst. |
46 |
Jobba, Barbara |
07.07.1915 |
Sverdlovsk 1220 |
Heimkehr 01.07.1948 |
47 |
Jobba, Georg |
26.04.1900 |
|
verst. |
48 |
Jobba, Jakob |
30.05.1904 |
Dimitrovka 1028 |
verst. 31.12.1945 |
49 |
Jobba, Johann |
14.10.1926 |
|
verst. |
50 |
Jobba, Peter |
23.03.1896 |
|
verst. 22.08.1947 Frankf.O |
51 |
Jobba, Nikolaus |
25.02.1899 |
|
Heimkehr |
52 |
Jochum, Konrad |
05.08.1905 |
Sverdlovsk 1220 |
verst. 09.05.1946 |
53 |
Jochum, Konrad |
29.07.1928 |
|
Heimkehr 28.11.1949 |
54 |
Jochum, Nikolaus |
17.03.1901 |
|
Heimkehr 1948 |
55 |
Kneip, Nikolaus |
27.04.1926 |
Stalino 1021
|
Heimkehr |
56 |
Koch, Peter |
27.04.1901 |
Stalino 1021 |
verst. 24.02.1947 |
57 |
Kodrotz, Agnes geb. Wetter |
09.05.1916 |
Dimitrovka 1028 |
Heimkehr 07.1949 |
58 |
Krauser, Barbara geb. Anna |
22.06.1920 |
|
Heimkehr |
59 |
Kreiss, Katharina |
02.05.1926 |
Sverdlovsk 1220 |
verst. 28.03.1945 |
60 |
Kresinger, Anton |
22.03.1907 |
|
verst. |
61 |
Krier, Franz |
04.07.1909 |
|
entl. Ostzone, Heimkehr |
62 |
Kron, Zacharias |
07.11.1897 |
|
Heimkehr |
63 |
Kunai, Nikolaus |
21.12.1903 |
|
Heimkehr |
64 |
Kutschera, Katharina geb. Lay |
20.05.1924 |
Stalino 1021
|
Heimkehr 11.1949 |
65 |
Kutschera, Nikolaus |
28.04.1912 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 11.1949 |
66 |
Lambert, Vera geb. Basting |
07.01.1920 |
Stalino 1021 |
entl. Ostzone 28.05.1947 Heimkehr |
67 |
Lambing, Maria geb. Bernhard |
13.12.1922 |
Dimitrovka 1028 |
Heimkehr 23.11.1949 |
68 |
Lauer, Johann |
06.07.1900 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 1949 |
69 |
Lauer, Maria |
06.07.1926 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 19.09.1949 |
70 |
Lay, Johann |
05.01.1929 |
|
|
71 |
Lay, Susanna |
09.09.1927 |
|
verst. 1945 |
72 |
Leeb, Theresia geb. Lay |
10.09.1914 |
Stalino 1021
|
entl. Ostzone 1947, Kanada |
73 |
Lenhardt, Susanne geb. Wiener |
16.05.1922 |
Worosilowgrad 9 |
Heimkehr 31.10.1945 |
74 |
Lennert, Anna geb. Arnold |
11.04.1920 |
|
Heimkehr 1949 |
75 |
Lennert, Franz |
11.11.1913 |
|
entl. Ostzone, Heimkehr |
76 |
Machata, Elisabeth geb. Klein |
26.10.1915 |
Horlovka |
verst. 26.01.1948 |
77 |
Machata Elisabeth geb. Quintus |
23.09.1927 |
Krasna Armensk 1028 |
Heimkehr 09.12.1949 |
78 |
Mager, Elisabeth geb. Götz |
02.08.1916 |
|
Heimkehr |
79 |
Märzacker, Peter |
30.10.1904 |
|
verst. 31.12.1947 |
80 |
Maurer, Cäcilia geb. Petz |
29.10.1917 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 10.1948 |
81 |
Maurer, Jakob |
06.04.1904 |
Krasna Armensk 1028 |
Heimkehr |
82 |
Maurer, Johann |
27.08.1928 |
Krasna Armensk 1028 |
Heimkehr 01.11.1949 |
83 |
Maurer, Katharina geb. Klein |
01.05.1918 |
Dimitrovka 1028 |
Heimkehr 11.1945 |
84 |
Maurer, Konrad |
01.05.1910 |
|
Heimkehr |
85 |
Maurer, Margarethe geb. Martin |
09.02.1920 |
|
Heimkehr |
86 |
Maurer, Maria geb. Ritter |
04.10.1920 |
|
verst. 01.01.1946 |
87 |
Mayer, Alexander |
1910 ? |
|
entl. Ostzone |
88 |
Mayer, Rosalia geb. Weber |
10.02.1920 |
|
|
89 |
Metzger, Maria geb. Bender |
13.06.1915 |
|
|
90 |
Minnich, Eva geb. Schröder |
11.06.1926 |
|
Heimkehr |
91 |
Müller, Jakob |
22.11.1928 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 11.1949 |
92 |
Necker, Josef |
23.07.1903 |
|
Heimkehr |
93 |
Niess, Katharina geb. Gerold |
17.05.1915 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 1949 |
94 |
Pop, Katharina geb. Weiss |
18.04.1921 |
|
Heimkehr |
95 |
Quintus, Barbara geb. Petz |
12.02.1921 |
|
entl. Ostzone, Amerika |
96 |
Quintus, Franz |
20.04.1899 |
Krasna Armensk 1028 |
Heimkehr 10.1947 |
97 |
Quintus, Johann |
17.08.1910 |
Ural |
Heimkehr 1949 |
98 |
Quintus, Lambert |
04.06.1902 |
Stalino 1021 |
verst. 24.04.1947 |
99 |
Reimann, Maria geb. Weber |
22.03.1923 |
|
entl. Ostzone |
100 |
Rieder, Barbara geb. Issler |
11.04.1918 |
Stalinski 1028 |
Heimkehr 11.1949 |
101 |
Rieder, Johann |
30.03.1898 |
|
verst. 1945 |
102 |
Rieder, Maria geb. Till |
25.01.1926 |
Stalino 1000 |
Heimkehr 11.11.1949 |
103 |
Röhrich, Johann |
13.02.1906 |
Vetka |
verst. 31.12.1946 |
104 |
Roos, Maria geb. Lay |
21.11.1921 |
Stalino 1021 |
Heimkehr |
105 |
Roth, Josef |
? |
|
Heimkehr |
106 |
Sassrath, Jakob |
08.03.1928 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 25.11.1949 |
107 |
Scherban, Maria |
29.08.1925 |
|
verst. |
108 |
Schlimmer, Heinrich |
28.03.1910 |
|
Heimkehr |
109 |
Schlimmer, Maria geb. Schadt |
27.02.1920 |
|
Heimkehr |
110 |
Schmal, Katharina geb. Maurer |
14.01.1920 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 09.1949 |
111 |
Schmidt, Elisabeth |
06.03.1925 |
|
verst. |
112 |
Schmidt, Katharina geb. Breitenbach |
06.03.1922 |
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Heimkehr 1949 |
113 |
Schmidt, Ludwig |
05.11.1928 |
|
Heimkehr |
114 |
Schmidt, Maria geb. Jobba |
06.07.1922 |
|
Heimkehr |
115 |
Schönborn, Michael |
21.05.1927 |
|
entl. Ostzone |
116 |
Schönborn, Peter |
23.02.1899 |
|
Heimkehr |
117 |
Schröder, Katharina |
12.09.1922 |
|
Heimkehr |
118 |
Schummer, Franz |
23.07.1906 |
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Heimkehr 11.1948 |
119 |
Schwarz, Michael |
19.04.1907 |
Sverdlovsk |
Heimkehr 30.05.1947 |
120 |
Seif, Georg |
27.02.1905 |
|
Heimkehr |
121 |
Seif, Konrad |
|
|
Heimkehr |
122 |
Seif, Nikolaus |
09.05.1928 |
|
Heimkehr |
123 |
Springart, Barbara geb. Maurer |
21.09.1920 |
Stalinski 1028 |
Heimkehr 11.1949 |
124 |
Stamm, Margarethe geb. Ehling |
10.12.1924 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 15.11.1949 |
125 |
Viel, Elisabeth geb. Pfeiffer |
30.04.1925 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 15.11.1949 |
126 |
Viel, Nikolaus |
03.08.1919 |
|
Heimkehr 1949 |
127 |
Wambach, Cäcilie geb. Kreiss |
01.11.1923 |
Sverdlovsk 1220 |
Heimkehr 1945 |
128 |
Wambach, Eva |
1925 ? |
|
verst. |
129 |
Wambach, Jakob |
07.12.1907 |
Dimitrovka 1028 |
Heimkehr 20.04.1947 |
130 |
Wanson, Franz |
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verst. 1945 |
131 |
Wanson, Theresia geb. Kuhn |
12.07.1917 |
|
Heimkehr |
132 |
Weber, Maria geb. Koch |
13.04.1927 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 20.11.1949 |
133 |
Weber, Martin |
12.07.1898 |
Worosilovgrad |
verst. 10.1945 |
134 |
Weber, Peter |
02.08.1927 |
Stalino 1021 |
Heimkehr 20.11.49 |
135 |
Weiss, Magdalena |
19.12.1919 |
|
verst. |
136 |
Weiss, Katharina geb. Klein |
02.12.1919 |
Krasna Armensk 1028 |
Heimkehr 11.1949 |
137 |
Welter, Barbara geb. Niess |
06.05.1919 |
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Heimkehr 11.1949 |
138 |
Wendel, Nikolaus |
02.12.1905 |
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verst. |
139 |
Wolf, Johann |
04.10.1901 |
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Heimkehr |
140 |
Zimmer, Franziska (Katharina)
geb. Karcher |
30.01.1927 |
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Heimkehr |
Sowohl die Liste wie auch die Angaben sind möglicherweise nicht vollständig.
Ergänzungen bitte unter 089-7932404 melden.
(zurück zum Anfang) |
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Verschleppung in die Baragansteppe 1951-1956
( von Annemarie Ebner) |
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Am 17./18.Juni 1951 wurden Tausende von Familien (ca. 40.230 Personen) aus 172 Ortschaften entlang der Grenzzone zu Jugoslawien in die Baragansteppe deportiert. Betroffen waren diesmal nicht nur die Deutschen im Banat, sondern auch reiche oder politisch missliebige Rumänen und Serben. Auf diese Weise wollte man regimefeindliche Personen, die sogenannten "unzuverlässigen Elemente" entfernen. In den Baragan durften die Betroffenen etwas Hausrat und in geringem Umfang Großvieh mitnehmen. Der Rest des Hab und Guts der Verschleppten mußte für einen Spottpreis an den Staat "verkauft" werden, landete aber häufig bei besonders eifrigen Kommunisten, welche sich die besten Stücke herauspickten.
Mit dieser Aktion bekam der Staat Wohnraum für rumänische Kolonisten, welche das überwiegend deutsche Banat entlang der sensiblen jugoslawischen Grenze rumänisieren sollten und man zwangsrekrutierte gleichzeitig Personen für eine Besiedlung der unwirtlichen Landschaft im Südosten Rumäniens. Innerhalb kürzester Zeit entstanden im Baragan, einer dürren Steppenlandschaft zwischen Donau und Jalomita, 22 neue Siedlungen mit je 4oo – 5oo Häusern. Erst ab 1956 wurden die Zwangsverschleppten aus dem Baragan wieder in ihre Heimat entlassen und die meisten Dörfer verfielen anschließend. Alle Not und die Entbehrungen waren aus heutiger Sicht vergebens. Es handelte sich um eine reine Schikane der rumänischen Kommunisten gegenüber der eigenen Bevölkerung. Aus Knees waren 23 Familien nach Dalga verschleppt worden. |
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Die schwarzen Punkte kennzeichnen Orte, in welche Banater deportiert wurden. |
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Nachfolgend gebe ich sinngemäß und gekürzt wieder, was Ernst Stoffel (Ehemann unserer Landsmännin Maria Stoffel, geb. Heinrich) über die Verschleppung geschrieben hat.
Montag, den 18. Juni 1951, Punkt 1.oo Uhr nachts wurde die Aktion gestartet. Mit vorbereiteten Listen gingen Sicherheitsbeamte, begleitet von 4 bewaffneten Soldaten, zu den betroffenen Familien und forderten sie auf, das zum Leben Notwendigste zu packen und innerhalb von zwei Stunden für den Abtransport auf dem Bahnhof zu sein. Jede Familie konnte soviel mitnehmen, wieviel in einen Güterwaggon passte. Neben Lebensmittel, Hausrat und Kleidung durfte auch Großvieh, Geflügel und Futter mitgenommen werden. Am Bahnhof wurden zwischenzeitlich lange Güterzüge bereitgestellt und die Leute samt ihrer Habseligkeiten verladen. Die Häuser wurden versiegelt und die betroffenen Familien bekamen eine kleine Entschädigung für das zurückbleibende Hab und Gut.
Am 19.06.1951 gegen Mittag begann die Reise gegen Osten, ins Ungewisse. Nach zwei Tagen Fahrt waren sie an der Endstation angelangt. Hier wurden sie auf ein Ausladegleis verschoben, wo bereits alle verfügbaren Pferdegespanne der Rumänen aus der Umgebung zusammengezogen waren, um die Deportierten zum Bestimmungsort zu bringen. Nach ungefähr 20 Minuten waren sie an der Stelle, wo ein neues Dorf entstehen sollte, angelangt. Es war ein abgeerntetes Weizenfeld auf dem die Plätze zum Hausbau gekennzeichnet waren. Die Leute wurden genau angewiesen, wo sie ihre Sachen abzuladen hatten. Die Nacht verbrachten alle zwischen ihrem Hausrat auf freiem Feld, über ihnen nur der Sternenhimmel. Am nächsten Tag wurde ihnen mitgeteilt, daß sie, zur Errichtung einer Unterkunft, Material bei der Bauleitung erhalten könnten. Sie erhielten acht Bretter, sechzehn Nägel und eine Binsenschilfmatte. Damit konnten sie ein „Zelt“ von 4 m Länge und 3 m Breite errichten. Zum Abdecken dieser notdürftigen Unterkunft konnten sie den zu Garben gebundenen abgeernteten Weizen verwenden.
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Kneeser Kinder vor einem der typischen strohgedeckten Häuser im Baragan
Foto von Elisabeth Schönborn geb. Krauser (2. v. l) |
Von den Behörden wurden die Verschleppten darauf hingewiesen, dass sie hier auf Dauer verbleiben sollten, um auf den Staatsgütern zu arbeiten. Außerdem verlangte man, dass jede Familie mit dem Bau ihres Hauses beginnen sollte. Die Leute zögerten, doch es wurde ihnen gesagt, dass man in den provisorischen Unterkünften unmöglich überwintern konnte. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als mit dem Bau der Häuser zu beginnen. Die Baupläne mit den vorgegebenen Maßen mussten genau eingehalten werden. Man konnte das große Haus mit zwei Zimmern und Küche ( 11 m x 5,30 m ) oder das kleine Haus mit einem Zimmer und Küche (7 m x 4,30 m) bauen. Türen, Fenster und Holz für den Dachstuhl wurden zur Verfügung gestellt, die Errichtung des Hauses musste jedoch jeder selbst vornehmen. Die Häuser wurden entweder mit aus Erde gestampften Wänden errichtet oder man mauerte die Wände mit Lehmziegel hoch. In beiden Fällen benötigte man aber Wasser und darum musste man zuerst Brunnen graben. Meist taten sich dabei zwei oder mehrere Nachbarn zusammen. Als Dach für das Haus wurde Stroh oder Schilf verwendet. Zwischendurch mussten in Gemeinschaftsarbeit die öffentlichen Gebäude errichtet und die Baumwollernte des Staatsgutes eingebracht werden. Im Spätherbst war es dann soweit, dass man die Häuser beziehen konnte.
Geheizt wurde in einem selbstgebauten Ofen mit Weizenstoppeln. Nach dem Haus musste nun noch ein Stall für das Vieh gebaut werden.
Um für den Lebensunterhalt aufzukommen, suchte sich mit Beginn des Frühjahres 1952 jeder Arbeitsfähige eine Arbeitsstelle (eine Dauerstellung beim Staatsgut oder eine Beschäftigung als Tagelöhner). Die Versorgung der Familie mit Gemüse und Obst (Zucker- und Wassermelonen) wurde durch den Hausgarten sichergestellt.
Für ältere arbeitsunfähige Menschen, die keine Angehörige mehr hatten, war es besonders schwer. Viele lebten in großer Not und ernährten sich vom Veräußern ihrer Habseligkeiten. Einzelne davon siechten langsam dahin und fanden schließlich den Tod.
Die Winter im Baragan waren gekennzeichnet durch massive Kälteeinbrüche im Januar und durch gefährliche Schneestürme (crivati). Besonders schlimm war es im Winter des Jahres 1953/54. Am zweiten Februar brach der denkwürdigste Tag des Jahres 1954 an. Wie immer um diese Zeit stellte sich der Winter mit strengem Frost ein, gleichzeitig fing ein Schneesturm an zu toben. Drei Tage und drei Nächte wehte und pfiff der Wind um die Häuser, eine Unmenge Schnee vor sich hertreibend. Beim kleinsten Hindernis begann sich der Schnee anzusammeln und türmte sich langsam felsenfest und meterhoch aufeinander. Herr Stoffel schreibt: „Unser Brunnen war innerhalb von wenigen Stunden mit Schnee zugeweht. Das Vieh konnte überall nur notdürftig versorgt werden. Das Trinkwasser musste von schneefreien Brunnen anderer Leute besorgt werden. Man bekleidete sich warm; die Pelzmütze tief in die Stirn gezogen verließ man das Haus. Zur Orientierung nahm man sich einen Punkt vor und ging darauf zu. Mehr als zehn Schritte konnte man gegen das Schneegestöber jedoch nicht tun. Dann musste man sich umdrehen, um wieder richtig atmen zu können, denn der Wind schnitt einem einfach die Luft ab. So rang man sich langsam bis zum Brunnen durch, immer bedacht, ja nicht die Richtung zu verlieren. Wieder im Haus angelangt, musste man Rock und Hose ausziehen, denn alles war durch das Eindringen des Schnees steif gefroren wie ein Brett. Die Hose konnte man getrost hinstellen, ohne dass sie umfiel. Nach drei Tagen flaute der Schneesturm ab und man hoffte, dass die Gefahr vorbei sei. Er gönnte sich jedoch nur eine kleine Verschnaufpause. Insgesamt fegte er neun Tage lang über das Land.“
Manche Häuser waren in dieser Zeit völlig eingeschneit bzw. zugeweht und die Bewohner konnten nur mit Hilfe der Nachbarn freigeschaufelt werden. Nach dem Kampf gegen den Schnee begann der Kampf gegen das Schmelzwasser, welches die Lehmhäuser gefährdete.
Im Spätherbst 1955 wurden erste Gerüchte laut, dass die Verschleppten entlassen werden sollten. Ende Januar 1956 konnten sich die Ersten auf die Heimreise machen. Den Transport ihrer Habe mussten sie selbst organisieren und auch bezahlen. Zuhause standen sie dann wieder vor dem Nichts. |
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Deutsche Familien aus Knees welche in den Baragan verschleppt wurden
(Die nachfolgende Liste wurde zur Verfügung gestellt von Maria Stoffel) |
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Pos. |
Name |
Anzahl der
Personen |
|
Pos. |
Name |
Anzahl der
Personen |
1 |
Albert, Anton |
4 |
|
13 |
Koreck, Johann |
3 |
2 |
Bartl, Peter |
2 |
|
14 |
Krauser, Jakob |
3 |
3 |
Brommer, Peter |
5 |
|
15 |
Krauser, Jakob |
4 |
4 |
Dipong, Josef (Bojar) |
5 |
|
16 |
Kreiss, Johann |
4 |
5 |
Frank, Hans |
2 |
|
17 |
Machata, NIkolaus |
4 |
6 |
Frank, Lambert |
2 |
|
18 |
Mann, Peter |
2 |
7 |
Gängler, Elisabeth |
3 |
|
19 |
Schummer, Franz |
4 |
8 |
Glass, Elisabeth |
2 |
|
20 |
Schummer, Lambert |
3 |
9 |
Gross, Jakob |
2 |
|
21 |
Wambach, Alexander |
2 |
10 |
Heinrich, Josef |
3 |
|
22 |
Wambach, Jakob |
4 |
11 |
Klein, Peter |
4 |
|
23 |
Wambach, Peter |
4 |
12 |
Klein, Nikolaus |
3 |
|
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Im Baragan verstorben: Johann Koreck.
(zurück zum Anfang)
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Knees unter dem Kommunismus
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Wie überall in den russisch besetzten Gebieten stieß auch in Rumänien der Bodensatz der Gesellschaft in das entstandene Machtvakuum nach dem Krieg und verfolgte unter der Fahne des Kommunismus überwiegend Ziele, welche nicht zuletzt auch der persönlichen Bereicherung dienten. Der Letzte dieser Spezies war Nicolae Ceausescu, der Titan der Karpaten, der „Conducător“ (Führer) oder wie er sich sonst noch preisen ließ. Im Fernsehen zeigte er sich mit Schärpe und Szepter. Willkommene Opfer waren in vielen Fällen auch die, aufgund ihres Fleißes und ihrer Sparsamkeit, besser gestellten Deutschen.
Wer erinnert sich noch an die Zeiten:
- als die Schulkinder am Sonntag ins Kino gehen mußten, um sie vom Kirchgang abzuhalten.
- als der Titan der Karpaten das Land bereiste. Solche Besuche kündigten sich schon Tage vorher an, da wurden Maschinen neu gestrichen, die Straßen gereinigt, die besten Kühe nach vorne gehängt - alles um einen guten Eindruck zu machen. Willfährige Speichellecker liefen beim Besuch dem Titanen mit einem Schreibblock hinterher, um jedem seiner Worte zu lauschen und seine weisen Ratschläge begierig aufzunehmen.
- als Mais und anderes entlang der Straßen mitten in den Dörfern gepflanzt wurde, weil man sich dadurch eine wesentliche Verbesserung der Grundversorgung der Bevölkerung versprach, dafür wurstelte man auf den eigentlichen Anbauflächen außerhalb der Dörfer umso mehr. Der Ernteertrag stieg in der Folge "beträchtlich" und einige Schleimer wurden für diesen "Verbesserungsvorschlag" befördert.
- als man stundenlang, oft schon im Morgengrauen, um Lebensmittel oder andere Gebrauchsgegenstände in der Schlange stand, um am Ende vielleicht doch nichts mehr zu bekommen.
- als Schüler, Lehrer, Studenten und Fabrikarbeiter in die Felder und Weinberge geschickt wurden, um die Ernte einzubringen oder einfach nur Feldarbeit zu machen. Von dieser hatten diese meist keine Ahnung und Interesse hatten sie sowieso keines - sie hatten ja was anderes gelernt oder waren dabei etwas anderes zu lernen. Deshalb machten sie sich häufig einen Spaß daraus, möglichst schnell und mit geringstmöglichem Arbeitsaufwand ihr Soll zu erfüllen, daß dabei oft mehr in den Schmutz getreten als geerntet wurde, interessierte niemanden und die Produktion in der Fabrik oder der Lehrbetrieb ruhten währenddessen. Nach oben wurden sowieso nur frisierte Produktionszahlen geliefert.
- als überzeugte Genossen deutsche Bewerber um einen Studien- oder Arbeitsplatz gelegentlich ablehnten.
- als in den fernbeheizten Wohnungen die Temperatur im Winter teilweise bis auf 12 °C gedrosselt wurde, manchmal wurde tagelang gar nicht geheizt. Auch Stromausfälle gehörten zum Alltag. Lehrer korregierten zu Hause mit klammen Fingern die Arbeiten der Schüler. Man lief im Mantel durch die Wohnung und Kondenswassertropfen hingen an der Wohnungsdecke.
- als Bären und anderes begehrtes Wild in den Karpaten für Staatsgäste, Funktionäre und zahlende Kunden angefüttert wurden, um sie dann gegen Devisen abschießen zu lassen.
- als manche Auswanderungswillige nur nach Zahlung von 10.000 DM pro Kopf die Ausreisebewilligung erhielten. Zusätzlich kassierte der rumänische Staat bei der Bundesregierung nocheinmal in etwa die gleiche Summe (staatlich geförderter Menschenhandel).
- als 1966 per Dekret 770 beschlossen wurde die Einwohnerzahl Rumäniens von 23 Millionen auf 30 Millionen zu steigern. Jede Frau unter 45 hatte die patriotische Pflicht 5 Kinder zu gebären. Von wenigen Ausnahmen abgesehen war jegliche Abtreibung und die Empfängnisverhütung verboten. Um das Ziel zu erreichen wurde von der Securitate ein Überwachungsapparat für Gynäkologen, Krankenschwestern/Hebammen und Frauen eingerichtet. Jede gebärfähige Frau mußte sich monatlich einer gynäkologischen Untersuchung unterziehen andernfalls gab es keine medizinische Versorgung. Jede Schwangerschaft wurde anschließend genauestens verfolgt. Die Folgen für die ungewollt geborenen "Ceausescu Kinder" sind hinlänglich bekannt, sie landeten im Waisenhaus, wo sie elend dahinvegetierten. Trotz harter Strafen konnte das Dekret aber nicht lückenlos umgesetzt werden.
- als die medizinische Versorgung kostenlos war. Wer allerdings vergaß den Ärzten ausreichend Bakschisch zu geben, konnte auf seine Behandlung lange warten. Das Essen mußte häufig von Angehörigen ins Krankenhaus gebracht werden.
- als 1982 Rumänien praktisch zahlungsunfähig war, versuchte der Conducator die Auslandsschulden durch den Export landwirtschaftlicher Produkte zurückzuzahlen. In der Folge sank der Lebensstandard in Rumänien auf ein in Europa einmalig niedriges Niveau. Die Lebensmittel wurden rationiert. Die Rationen pro Monat und Person betrugen: 1 kg Zucker, 0,5-1 Liter Soja- oder Rapsöl, 1 1/2 kg Mehl, 1 kg Maismehl, 100 g Butter, 10 Eier, 5,5 kg Gemüse, 2,3 kg Obst, 3,5 kg Kartoffeln. Fleisch war so selten zu erhalten, dass es erst gar nicht rationiert wurde und wenn es Fleisch gab, dann meist Schweinefüße, die im Volksmund „Adidas“ genannt wurden. Im Sommer wurde Butter und Fleisch bevorzugt in die Touristengebiete am Schwarzen Meer gebracht um Devisen zu bekommen, im Hinterland gab es dafür umso weniger.
- als sich der Conducator, trotz aller wirtschaftlichen Probleme, noch Großprojekte wie den Donau Schwarzmeerkanal und den Parlamentspalast leistete. Letzterer ist das größte zusammenhängende Bauwerk Europas. Gar mancher Banater Wehrpflichtige mußte dabei mitarbeiten.
- als von etwa 13.000 rumänischen Dörfern 6000 bis 8000 dem Erdboden gleich gemacht werden sollten um die Bewohner in „agro-industrielle Zentren“ umzusiedeln. In der Nähe Bukarests wurden die ersten dieser Zentren noch 1989 fertiggestellt. Die Wohnungen bestanden aus zwei Zimmern und einer vier Quadratmeter großen Küche ohne Wasserleitung, die sich mindestens sechs Personen teilen mussten, weil jede Familie mindestens vier Kinder haben sollte. Ein Badezimmer gab es nicht, im Hof befand sich das einzige WC des Wohnblocks. Ob das Banat auch betroffen sein sollte, ist dem Verfasser nicht bekannt.
- als ein Grenzübertritt bei Besuchen stundenlang dauerte. Zuerst kam die Passkontrolle mit Zwangsumtausch (ca. 30 $ pro Tag und Person), erst dann durfte man den Kofferrauminhalt bis zum letzten Stäubchen auf einem Tisch ausbreiten. Haarklein wurde von den Zöllnern alles begutachtet und selbst Packpapier aus alten Zeitungen konnte zum Problem werden. Auch die Geldbörsen wurden auf Devisen überprüft. Es gab Schikanen am laufenden Band. Ganz einfach nach der Devise "Je größer die Schikanen, desto höher das Bakschisch".
- als man nur dann privat übernachten durfte wenn man mit dem Gastgeber verwandt war, andernfalls musste man in einem Hotel im, nicht immer nahen, Temeswar übernachten oder man mußte die Dorfpolizisten, wie so oft, mit Backschisch überreden.
- als allein im Jahr 1986 an der rumänischen Westgrenze 2800 Fluchtversuche registriert wurden, von denen 1800 erfolgreich waren. Gar mancher Flüchtling ist aber in der Donau ertrunken, an der Grenze erschossen worden oder im Falle der Gefangennahme von der Securitate zum Krüppel geschlagen worden.
- als am Ende der Ceauşescu-Zeit die Securitate 14.259 hauptamtliche Mitarbeiter und zwischen 400.000 und 700.000 Informanten beschäftigte.
- alles in allem genug Gründe für die Banater Schwaben um die Heimat samt der Gräber der Ahnen zu verlassen und auszureisen.
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Stand 24.06.2007 |
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