Vogel-Reservat Knees

vogelschutzgebiet

Lage des Vogelschutzgebietes

Vogelschutzgebiet

Bei Winga, nördlich von Knees, entspringt der Jer und fließt entlang der Dörfer Monoster, Baratzhausen, Knees, Billed und Kleinbetschkerek in vielen Schleifen nach Süden. Auf der Satellitenaufnahme kann man das grüne Band von Baratzhausen nach Knees und um Knees herum erkennen. Das Gebiet entlang des Jer bestand früher auf seiner ganzen Länge aus einer Ansammlung von Lachen mit schilfbedeckten Inseln und Halbinseln, Sümpfen, Rohrbetten, Weidenbüschen, Pappeln, Akazien und feuchten Wiesen. In den letzten 200 Jahren aber ganz besonders unter dem kommunistischen Regime unter Ceaucescu wurde der größte Teil dieser Landschaft trockengelegt und in Ackerboden umgewandelt. Durch diese Maßnahmen entzog man den Wasservögeln ihren natürlichen Lebensraum und die Zahl der dort heimischen Vogelarten verringerte sich rapide. Der vermeintliche gewonnene Ackerboden blieb allerdings morastig und für die Landwirtschaft untauglich. Nach dem Umsturz und dem Niedergang der Kollektivbetriebe überließ man das Gebiet sich selbst. Daraufhin erholte es sich wieder langsam und die Vögel kamen nach und nach wieder zurück.

Bei Knees sind ca. 120 ha als Vogelschutz-Reservat ausgewiesen worden und noch immer bzw. heute wieder in der ursprünglichen Form anzutreffen. Dazu kommen noch weitere 1070 ha als Pufferzone. Dieses kleine Gebiet im Norden von Knees ist alles, was von der einst riesigen Fläche regelmäßig überschwemmter Feuchtgebiete im Westen von Rumänien übriggeblieben ist.


Altwasser

 

Die Biotoplandschaft des Reservats ist ein Paradies für Wasservögel, die hier ausreichend Nahrung finden und im dichten Schilf sowie im Dickicht der Uferbewachsung und Auwälder ideale Bedingungen zum Brüten haben. Es ist das zweitbedeutendste Naturschutzgebiet in Rumänien nach dem Donaudelta. Man nennt es auch "Delta des Banats", weil die weitläufige Sumpflandschaft mit den breiten Schilfgürteln und Binsen sowie den ausgedehnten Teichen und Tümpeln den Eindruck eines kleinen Deltas erwecken. Es gibt hier artgeschützte Pflanzen, seltene Wasservögel und viele Zugvögel, welche hier auf ihrer Reise Rast machen. Das Vogelschutzgebiet ist von ungeheurem Wert für die Flora und Fauna in diesem Gebiet sowie für durchziehende Vögel und es stellt in seiner Art eine besondere Sehenswürdigkeit dar. Seit 1999 ist das Vogelschutzgebiet bei Knees in das Programm "Life Nature" eingebunden und wird von der Europäischen Union finanziell unterstützt.

 

Rohrdommel

Rohrdommel

Ungefähr 150 Vogelarten sind im Reservat registriert worden, wovon etwa 70 davon dort brüten. Zu den Vögeln welche im Reservat brüten zählen: Seidenreiher, Silberreiher, Purpurreiher, Graureiher, Nachtreiher, Rallenreiher, Rohrdommel, Zwergdommel, weißer Storch, Kormoran, See-, Eistaucher, Teichhuhn, Bläßhuhn, Kiebitz, Bachstelze, Wildente, Moorente, Graugänse, Getreide- und Kleine-Ralle, große Trappe und Singvögel wie Sumpf-, Beutel-, Rohr-, Bartmeise, diverse Grasmücken und viele mehr.

Graureiher

Graureiher

 
Enten
 

Wie eine Insel, umgeben von einem Meer landwirtschaftlich genutzter Flächen, bildet das Reservat auch einen idealen Landeplatz für durchziehende Zugvögel. Dazu gehören: Kraniche, Sumpf-Seeschwalbe und eine Reihe von verschiedenen Singvögeln, Wildenten und Wildgänse.

Aber auch Raubvögel wie Rotfußfalke, Sumpfohreule, Feldeule und Käuzchen fühlen sich wohl.

Ende der 50-er Jahre schrieb Joseph Fuchs Nachfolgendes über das Vogelparadies von Knees:

 

Naturschutz für seltene Reiherarten

Zwischen Knes und Baratzhausen fährt der Eisenbahnzug auf verhältnismäßig hohem Damm durch ein sumpfiges, breites Tal und über einen schmalen blauen Wasserstreifen, der träge dahinfließt.
Als seinerzeit dieser Bahndamm aufgeschüttet wurde, entnahm man die hierzu nötigen Erdmassen einer viereckigen Stelle vor der Brücke, die heute noch sichtbar ist als kleiner See, mit klarem Wasser, in dem die Fische silbern aufglitzern im hellen Licht der Sonne. Ihrer Form entsprechend heißt die Wasserlache im Sprachgebrauch der Dorfbewohner "das Quadrat", ohne allerdings ihres geringen Ausmaßes wegen auf irgendeiner Karte als solche gekennzeichnet zu sein. Das Überschwemmungsgebiet des Bächleins ist mit Schilf, Rohr und Binsen bewachsen, rechts und links der Eisenbahn auf unregelmäßigen braun-grünen Flecken von etwa 20 ha Ausdehnung. Das Schilf dort darf nicht geschnitten werden, und kleine Tafeln bezeichnen ringsum die Stelle als nicht zu betretendes Naturschutzgebiet: das Vogelparadies von Knes.
Sumpf und Röhricht bedecken auch heute noch weite Niederungen auf der Seite gegen Billed und Gelu unmittelbar an der Gemeinde, aber auch einige Kilometer davon entfernt. Ein Bild Banater Urlandschaft, die deutlich an den unwirtlichen Empfang erinnert, den sie dem Menschen bot, und den unser Hatzfelder Maler Stefan Jäger so trefflich einzufangen verstand. Im übrigen wurde gerade jetzt im Hatzfelder Rayon jenes 80 km lange Kanalnetz gebaut, das auch noch die letzten Sumpfwasser ableiten wird.
Störche und Wasserdommeln, Enten und Wasserhühner, Reiher und Kiebitze, Bachstelzen und Möwen bevölkern dies rauschende Dickicht wuchernder Wasserpflanzen. Doch liegt es im Zuge der Entwicklung, wobei nicht nur die jügsten Arbeiten von entsprechendem Einfluß sind, daß die Ruhe dieser Vogelvölker empfindlich gestört wird.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte griff der Mensch immer mehr nach dem Schilf. Matten werden geflochten und Weidenkörbe und Stukkaturgeflechte erzeugt für den Deckenverputz bei Neubauten.
Das Schilf wird im Winter knapp über dem Eis abgeschnitten und dadurch werden die Nester der Sumpfvögel vernichtet. Kommen im Frühling die grösseren Vögel nach ihrem zeitweiligen Aufenthalt in Afrika an ihre Brutstellen zurück, finden sie ihre Nester entweder vernichtet oder doch in unwirtlicher Umgebung. Das junge Schilf ist noch nicht hoch genug, um ausreichenden Schutz zu bieten und zum neuen Bau fehlen die Windbrüche, um auf geknickten Altpflanzen frische  Nester errichten zu können. So ergeht es vor allem den verschiedenen Reiherarten, den grauen und roten genau so wie den weissen.
Oft saßen wir als Kinder um meinen Großvater an einem der Riede und hörten stundenlang zu, wie der grauhaarige Jäger aus dem Leben der Vögel erzählte und beobachteten mit ihm einen Fischreiher, der stundenlang mit schiefem Halse im seichten Wasser stand, bis er durch plötzliches Vorstoßen des langen Schnabels einen Fisch erhaschte und mit ihm ungeschickt davonflog. Der Reiher kann nämlich in der Luft nicht segeln wie die Störche. Und was er im Schnabel hält, trägt er nicht quer wie diese, sondern der Länge nach.
Als ich vor einigen Jahren meinen Söhnen weitergab, was ich vom Vogelparadies meiner Heimat noch wußte, da mußten wir lange warten, bis wir auch nur annähernd die Hälfte der Vogelarten zu Gesicht bekamen, die der Großvater uns in einer knappen Stunde zeigen konnte.
Auch in diesem Sommer war ich in Knes. Beim Quadrat. Hier nisten außer im Donaudelta die letzten, seltenen Reiherarten unseres Landes, in verhältnismäßig kleinen Kolonien......
Ungestört leben hier in diesem romantischen Winkel die Reiher, als wüssten sie von der Sorge des Menschen    um ihre Art. Ganz nahe heran reichen die Felder und Gärten der Kollektivwirtschaft. Die 20 ha Sumpfland aber beim "Quadrat" gehören den Vögeln.

 

Joseph Fuchs, Freunde und Verwandte nannten ihn  Jocki, wurde am 19. März 1913 in Knees geboren. Nach dem Abitur am Deutschen Realgymnasium Temeswar studierte er Mathematik und Physik in Klausenburg und in Münster/Westfalen. Von 1935 bis 1940 unterrichtete er an einem Lyzeum in Siebenbürgen, wo er auch seine spätere Frau Friederike Fielk kennenlernte. 1940 wurde er zum Fronteinsatz eingezogen und kam erst 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft wieder ins Banat zurück. Der hervorragende Mathematiker und beliebte Pädagoge Joseph Fuchs unterrichtete in Temeswar am "Pädagogischen Institut" und am "Lenaulyzeum" Mathemathik und Physik. Krankheitshalber gab er seinen überaus geliebten Beruf auf und ging 1965 in Pension. Nun konnte er sich noch intensiver seiner schriftstellerischen und publizistischen Tätigkeit, die er schon frühzeitig begonnen hatte, widmen. Die meisten seiner literarischen Reportagen, Skizzen, Erzählungen und Einakter wurden in den deutschsprachigen Zeitungen in Rumänien veröffentlicht.

Für "Das Dorf mit den drei Türmen" erhielt Joseph Fuchs 1953 einen Preis. Leider konnte er seinen breitangelegten Roman "DieTochter des Scherenschleifers Alois Perkinzl" nicht vollenden, da er nur 55 Jahre alt wurde. Joseph Fuchs verstarb am 30. Dezember 1968 in Temeswar.

 
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Stand 07.06.2009