Von der Wiege bis zur Bahre
(aufgeschrieben von Annemarie Ebner geb. Bentz)

[Geburt und Taufe] [Kinder- & Jugendjahre] [Vereine] [Verlobung & Hochzeit] [Spinnstube & Feierabend] [Begräbnis]

Auf die wichtigsten Abschnitte im Leben eines Menschen soll hier eingegangen werden.

Geburt und Taufe

Im Voksmund hieß es, dass die Kinder aus dem „Milchbronne“ kommen und dass sie vom Storch gebracht werden. Die schwangeren Frauen mussten sich vor dem „Verschaue“ hüten, denn nach dem Volksglauben bekam das Kind ein bestimmtes Mal, wenn die werdende Mutter sich vor Tieren, verunstalteten Menschen usw. erschreckte und dabei eine Stelle ihres Körpers berührte. Schwangere sollten auch nicht unter einer Wäscheleine durchgehen (die Nabelschnur hätte sich um das Ungeborene wickeln können) und ebenso sollten sie Feuer meiden, denn das Kind hätte ein Feuermal am Körper bekommen können oder einen roten Haarschopf.

Bis 1955 haben in Knees die Frauen ihre Kinder meist mit Unterstützung der Hebamme daheim zur Welt gebracht. Die Neugeborenen wurden dann im Gemeindeamt und im Pfarramt angemeldet. Getauft wurde ca. sechs Wochen nach der Geburt. Früher hat man mit der Taufe meist nicht so lange gewartet. Oft wurde gleich nach der Geburt getauft und wenn ein Kind nicht gesund zur Welt kam, gab es auch Nottaufen, da die Ansicht vertreten wurde, daß ungetaufte Kinder nicht in den Himmel, sondern in den „Gänsehimmel“ kommen.
Die ungetauften Kinder, meist während oder sofort nach der Geburt gestorben, wurden auf dem Friedhof streng getrennt von den getauft gestorbenen Kindern beerdigt. Dies geschah in aller Stille und meistens ohne kirchlichen Segen. Nach dem fest verankerten Volksglauben blieb ungetauften Kindern der Himmel verschlossen. Ihre Seelen fanden keinen Frieden und konnten die ewige Ruhe der getauften Kinder stören.

Taufe

Taufe 1928; meine Mutter Barbara Bentz
geb. Schultz als Taufpatin

In Knees war es Brauch, daß jedes Kind eine Taufpatin „di Good“ und einen Taufpaten „de Phatt“ hatte, die aus der engsten „Freindschaft“ (Verwandtschaft) der Eltern (manchmal auch aus dem Freundeskreis) ausgesucht wurden. Eine Patenschaft wurde nie ausgeschlagen. Es war eine Ehre Patin bzw. Pate zu werden und man war stolz darauf. Das Kind bekam von den Taufpaten zur Taufe Geschenke. Genauso an Nikoloo, zu Weihnachten, zu Ostern und zur Hochzeit. Früher bekamen die erstgeborenen Kinder meist den Vornamen der Mutter bzw. des Vaters, manchmal aber auch den der Patin bzw. des Paten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kam man davon ab. An der Taufe bekam man vom Pfarramt den Taufschein auf dem der Name des Täuflings, sein Geburtsdatum und die Namen der Paten vermerkt waren.
 „An der Taaf eses Kent ens Taafkesse gebonn gen on ofs Kesse es di Taafdeck geleet gen - beime Buu bloo on beime Mädche rosa. Dann sen di Good on de Phatt metm Kent, mete Eltre on meter Hewamin en di Kerch gang zur Taaf. Manchmol han de Phatt oder di Good aa di Blechmusik bestellt. Noo der Taaf waare vor der Kerch Zuschauer on di Kenner han geruf:

„sies Good, sauer Phatt falle em Kent di Zehwe ab“.


Dann han Phatt on Good Zocker (Bonbons) verteelt. Wannse von der Kerch hemkomm sen, hat die Good gsaat:

„a Heid hamer fortgetraa, a Christ breng mer zrock“.

Friejer han di Kenner bes zu eem Johr Mottermilch getronk. Noo sen se abgschpeent gen. Oft han di Großmottre de kleene Kenner a Schlutzer gemach. Das war Brootskorscht engewaaicht en Millich on Zocker. Das hat mer ene kleenes weises Tuch getoon, zammgebonn on em Kent ens Meilche gschtoppt noo hats Kent dran gezutzelt. Wann di Kenner net han schloofe welle, hat mer se gschockelt on gsong:

„Schloof kentche, schloof,
Dei Vatter hiet di Schoof,
Dei Motter hiet die Lämmercher
Mete roode Bännercher,
Di schwarze on di weise
Di solles Kent net beise
Schloof Kentche, schloof “.

Dases Kent lache soll, hat mers an dr Hand gekitzelt on gsaat:

„Maale, taale,
Kieche, Kälbche,
Killi, killi Gänsche“.

Oft hat mer di Kenner of de Schoos gholl on gsong:

„Hoppe, hoppe Rille,
De Bauer hat e Fille,
Fille kann net laafe,
Muss de Bauer`s verkaafe,
Laaft es awer weck,
noo hat de Bauer e Dreck“.

Wann eme Kent was wehgetoon hat, hat mers getreescht:

„Heele, Heele, Katzedreck,
Bes morje frie es alles weck“.     

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Kinder- und Jugendjahre

Früher wurden die Kinder schon sehr bald zur Sparsamkeit erzogen. Gekaufte Spielsachen gab es kaum. Dafür wollte oder konnte man oft nichts ausgeben. Deshalb fertigten sich die Kinder ihre Spielsachen selbst an.
Die Mädchen schneiderten aus Stoffresten Kleider für ihre Puppen. Diese wurden meistens von Kind zu Kind vererbt, waren daher oft auch schon "altersschwach" und wurden trotzdem wie ein Kleinod gehütet.
Aus trockenen Maisstengeln wurden "Stengelpuppe" in den verschiedensten Größen angefertigt und aus reifen Maiskolben "Kukrutzpuppe".
Die Buben bastelten sich Steckenpferdchen, brachten selbstgefertigte Windräder beim Laufen zum Drehen oder ließen bunte Drachen steigen.
"Friejer han di Kenner aa Pollerloch gschpillt. Sie han von Dreck a Kugel gemach, metm Fenger a Loch ningebohrt, a Stecke ningschtoch on noo hanse di Dreckkugel of di Erd geworf dases gepollert hat.
Di Buwe sen aa of di Huttwed Erdhaase fange gang. Sie han an di Lecher Schlepp (Fallen) ofgschtellt on en di Lecher Wasser ningschott. Noo sen di Erdhaase rauskhomm on di Buwe hanse gfang".
(verzählt vom Jochums Vedder Kloos = Nikolaus Jochum, 1973)
Im Gegensatz zu heute, waren die Kinder viel mehr im Freien und das bei jeder Witterung. Die Kleineren im Hof und die Größeren auf der Straße oder der Dorfwiese, wo sie mit den "Kumraade" herumtollten und spielten.
Beliebte Spiele waren: "Verstoppelches", "Fanges", "Paam wechsel dich", "Graawemännche", "Roode roode Fuchs geht rom", "Geewelpalle", Völkerball, "Plenni Kuh" usw.
Aber auch Gesellschaftspiele wie Mühle, Mensch ärgere dich nicht, diverse Kartenspiele, später auch "Römmy" und Schach kamen nicht zu kurz. Und im Winter konnte man Schlitten fahren, Schneemänner bauen oder auf dem zugefrorenen "Baare" "schleimre".

Viele Abzähl- und Kinderreime wurden von Generation zu Generation weitergegeben:

„Eene, kleene
Kersche Keere,
Eene, kleene Kleck,
Du bescht weck".

„Ich on du
Millersch Kuh,
Bäckersch Esel,
Das bescht du".

„Ens, zwaa, drei,
Hicke, hacke Hei,
Hicke, hacke Hawwerstroh
Männche hat sei Weib verloor,
Geht nes suche mete Hunne,
Meis kehre aus,
Ratze traan de Dreck naus,
Setzt es Männche ofm Dach,
Hat sich halwer  pocklich gelacht".
 
„Herrgottspippelche flieh fort,
Flieh em Herrgott sei Gaarte,
Breng meer a Blumm,
Breng deer a Blumm,
De annre Kenner gaar neks".

“Reene, reene Troppe,
Di Buuwe muss mr kloppe,
Di Mädcher muss mr treede,
Dasse leere beede".

„Rengel, Rengel Raaje,
Di Hingle leje di Aajer,
Leje se onner te Hollerbusch,
Mache alli kusch, kusch, kusch".

„Rengel, Rengel Raaje,
Di Katz fresst di Aajer,
De Hund fresst de Kuche,
Wann di Motter hemkommt, werd se schon fluche".

„Hans Worscht,
Fress di Korscht,
Loss di Breesm leije,
For di alde Weiwer".

“Mrei, Mrei,
Koch de Brei,
Kochne net  zu dick,
Das dei Mann net traan versteckt".

„Hans, Schlawans,
Schlaa de Botter en de Phans".

„Pheder on Paul,
di Eppel sen faul,
di Piere sen sies,
di Krodde han vier Fies".

"Sechs mol sechs es sechsondreißig,
es de Lehre noch so fleißig,             
sen die Schiller noch so domm,
hopst de Stecke ofm Pockel rom".

Auch zum Beten wurden die Kinder schon früh angehalten:                                                                                   

"Ich bin klein,
mein Herz ist rein,
darf niemand hinein,
als du mein liebes Jesulein".

"Jesulein komm,
mach mich fromm,
daß ich in den Himmel komm".

"Abends wenn ich schlafen geh',
vierzehn Englein mit mir gehn,
zwei zu Kopf, zwei zu Fuß,    
zwei zur rechten Hand,
zwei zur linken Hand,
zwei sollen mich decken,
zwei sollen mich wecken,
zwei sollen mich führen
in den himmlischen Paradiesgarten.
Amen".

Besondere Ereignisse in der Kindheit bzw. in der Jugend waren die Erstkommunion und die Firmung.

Erstkommunion hatten die Kinder in der Grundschule. Kommunion 1959
Erstkommunion 1959

Die Firmung war immer ein Fest, an dem die ganze Dorfgemeinschaft teilnahm. Vor dem 2. Weltkrieg fand die Firmung alle sieben Jahre statt.

Firmung 1936
Firmung
Firmung 1936
Firmung 1936- Empfang des Bischofs

Damals wurde der Bischof an der Dorfgrenze von jugendlichen Reitern des katholischen Jugendvereins empfangen und zur Kirche geleitet. In Knees war es üblich, daß die Mädchen eine Firmpatin und die Buben einen Firmpaten hatten. Die Firmlinge bekamen von der „Fermgood“ bzw. vom „Fermphatt“ ein Firmungsgeschenk -  die Mädchen meist eine Armbanduhr und die Buben eine „Sackuhr“.
„Solang wie die Buuwe on Mädcher en di School gang sen, waare se kleene Buuwe on kleene Mädcher. Wannse mol fufzehn oder sechzehn Johr alt waare, han se zum Tanze gehen derfe on sen aa en di Reih gang. Jetzt waarese grosse Mädcher on grosse Buuwe. Di Buuwe han aa vill Buuwesteckcher ofgfehrt. Manchmol hanse Hingle von annre Buuwe gstohl on drvon Paprikasch gemach. Awer die Buuwe han net gewesst, daß di Hingle von ihne waare on han sich’s gut schmecke geloss. Derzu hanse awer aa Wein gebraucht. Dee hanse aa gstohl. Noo eses mol vorkomm, daß dee Buu von dem woo de Wein waar, gsaat hat: Na, dee Wein schmeckt jo graadsoo wie onsre.
Em Wender es Schliede gfahr gen. Noo han die Buuwe vier Pheer (Pferde) vor de Schliede gspannt on han di Mädcher abgholl. Oft han di Buuwe de Schliede romfalle geloss oder sen soo gfahr, daß di Mädcher ausm Schliede gfall sen.
Wann di Buuwe enonzwanzich Johr alt waare, sen se engereckt. Manche sen metm Pheert of Temeschwar oder Arad for een Johr zur Artillerie, annre sen for zwaa bes drei Johr zum Militärdinscht. Wannse vom Militär zrokkomm sen, hanse ans Heirade gedenkt“(verzählt vom Schreeder Baatschi=Nikolaus Schröder).

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Vereine

Neben der Familie, der Schule und der Kirche prägten auch zahlreiche Vereine das geistige und kulturelle Leben im Ort. Besonders zwischen den beiden Weltkriegen sorgten die Vereine für Geselligkeit aber auch für eine Weiterbildung der Dorfbewohner.

Die ersten Vereine in unserem Ort gründete man Ende des 19. Jahrhunderts. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es in Knees etliche Vereine wie: Leichenbestattungsverein, Verein der Marienmädchen, Mädchengesangsverein, Männergesangsverein,  Kirchenchor, katholischer Mädchenkranz, katholischer Jugendverein, Musikkapellen, Bauernverein, Freiwillige Feuerwehr.

Der zahlenmäßig stärkste Verein war wohl der 1896 gegründete Leichenbestattungsverein. Ihm gehörten fast alle deutschen Katholiken an. Zweck dieses Vereins war, im Trauerfall die Kosten für die Beerdigung zu reduzieren. Der Mitgliedsbeitrag wurde monatlich oder vierteljährlich eingesammelt und ins Vereinsbüchlein, welches beim jeweiligen Mitglied war, eingetragen. Im Sterbefall wurde dann den Angehörigen ein bestimmter Betrag ausbezahlt. Dem Verein gehörte der Leichenwagen, das Pferdegeschirr, die Uniformen der Leichenträger und eine Vereinsfahne.

Jugendverein und Mädchenkranz
Zwischen den beiden Weltkriegen wurden im Banat durch die Jugendbewegungen vernachlässigtes und fast vergessenes Volksgut wiederbelebt. Wie in vielen Banater Gemeinden gab es auch in Knees den "römisch-katholischen Jugendverein" (gegründet 1932/33) und den "römisch-katholischen Mädchenkranz" (gegründet 1930). Zielsetzung dieser konfessionell orientierten Vereine war in erster Linie die Volkstumspflege. Unter dem Vorsitz des Dorfgeistlichen und unter der Leitung von Lehrern/Lehrerinnen wurden kulturelle und volkstümliche Aktivitäten durchgeführt.

Jugendverein
Mädchenkranz
Röm. katholischer Jugendverein 1935
Röm. katholischer Mädchenkranz 1937

Mitglieder des Jugendvereins waren männliche Jugendliche bis zum 21. Lebensjahr. Man kam einmal in der Woche zusammen. Dabei wurde diskutiert, gelesen, gesungen, Theaterstücke und Volkstänze einstudiert. Parallel dazu gab es den Mädchenkranz für die Mädchen. Auch die Mitglieder dieses Vereins trafen sich wöchentlich. Man unterhielt sich, sang Lieder, machte Handarbeiten, probte Theaterstücke und Volkstänze. Theatervorführungen, Jugendfeste und andere kulturelle oder volkstümliche Veranstaltungen wurden gemeinsam durchgeführt. Auch bei kirchlichen Veranstaltungen (Firmung, Fronleichnamszug) waren beide Vereine vertreten. Jeder dieser Vereine hatte auch eine eigene Fahne, die man sehr achtete und auf die man stolz war. Die Mitglieder des Jugendvereins trugen rote Mützen und die Mädchen vom Mädchenkranz weisse, bestickte Kleider.

Die meisten dieser Vereine lösten sich während  oder nach dem 2. Weltkrieg auf; Kirchenchor, Musikkapellen und Leichenbestattungsverein hatten am längsten Bestand.

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Verlobung und Hochzeit

Ein großes Dorfereignis war die Hochzeit. Bei den Hochzeitsfeierlichkeiten gab es von Dorf zu Dorf oft wesentliche Unterschiede. Wie es in Knees bei einer Hochzeit zuging, erzählte mir die Itze Wes Kathi (Frau Katharina Röhrich).
Wies friejer waar meter Verlobung on Hochzeit soll ich der verzähle? Loss mich mol pisselche studeere wie das selmols waar. Asso das waar damols etwas annerscht wie heit. De Buu hatm Mädche a zeitlang hoffeert on wann sei Leit (Eltern) enverstann waare, esnes Mädche zu dem seine Leit verlange gang. Verzehn Teech späder waar danns Verspreches (Verlobung). Oft han aa di Eltre di Heirat ausgemach, schon wegerm Vermeeje. Doo hat Feld zu Feld komme misse on Geld zu Geld, on di Kenner sen iwerhaupt net gfroot gen.  Wanns Verspreches waar, noo han sich bei der Braut di Eltre, di Goode on Phatte getroff. Noo es aa di Stafeer (Aussteuer) ausgemach gen. A jede Vatter hat gsaat, was sei Kent kritt. De Vorbhalt  for di Eltre es aa ausgemach gen, weil die han jo ehre Vermeeje iwergen. Wannse sich net eenich gen sen, es di Heirat zrokgang. Ja, gell do horchscht, awer das es werklich so geween. Asso, wannse sich eenich gen sen, noh sen di Name vom Brautpaar em Gemeindehaus ausghengt gen on dreimol en der Kerch von der Kanzl verkindt gen. Es enlaade von de Hochzeitsgäscht waar de Brautleit ere Sach. Sie han das perseenlich gemach. Di Hochzeide waare meischtens gross, manchsmol aa hunnertfufzich bes zwaahunnert Leit.

Brautpaar 1914
Brautpaar 1914, meine Großeltern Josef Bentz und Maria geb. Fuchs

So vier Teech vor der Hochzeit hat mer metm Zurichte aangfang. Noh helfe di Freind (=Verwandte) on anre gelaadne Gäscht on derbei geht’s luschtich zu. Di Owerkechin on noch zehn bes zwelf Weiwer backe es Brot, di Kipfle, di Mehlspeis on di Tortne. Ganz friejer war die Backerei vill eenfacher. Noh es norre Kuche geback gen: Hunichkuche, Schmeerkrappe, Nusskipfle, Nuss- on Maasstruddel on iwerhaupt ke Tortne. For di Hochzeit es aa gschlacht gen: Schwein, Kälwer, Hinggle, Gäns. On das alles es for di Hochzeit zugericht gen. Es Jongvolk hat sich oms Gscherr zammtraan gekimmert, om di Tische, Stiehl on Tischticher. Das hanse alles von de Verwande on Bekannde zammgetraa. Di jonge Leit han aa de Saal hergericht, en dem wo di Hochzeit gfeiert gen es. Di Tischticher sen met Rosmrein on Blumme gschmickt gen. Am Owed vor der Hochzeit sen di Lediche bei der Braut zammkomm. Sie han an Rosmreinzweige  Schlepp (Schleifen) von schmaale blooe on rosa Bänner, gebonn. Am Hochzeitstaach hat noo a jeede Gascht so a Rosmreinzweig aangspengelt kritt. Di Männer on Buuwe met blooe on di Weiwer on Mädcher met rosane Schlepp. Ja, on noo war de Hochzeitstaach. Morjets es di Braut on de Breidigam en di Kerch gang for beichte on speise. Dann sen se zum Matrikelamt (Standesamt) gang on dann hem. Am Nomettach waar dann di Hochzeit. Die Gäscht, die was von der Braut engelaad waare, han sich em Haus von de Brauteltre versammelt, di was vom Breidigam engelaad waare, beim Breidigam seine Eltre. Die Jugend hat sich bei der Braut getroff on es noo meter Musik de Breidigam holle gang. Dann hanse die Braut abgholl. Alli Hochzeitsgäscht hans Brautpaar met Weihwasser gseent on noo han sich alli ofgstellt: voreraus di Kranzlmädcher, dann di Braut on de Brautfehrer, de Breidigam on di Breidigamfehrerin, di Beistend (das sen di Phatte) met ere Flasch Wein en der Hand (di Weinflasch es meteme Band on Rosmrein ofgepotzt gen). Noo es de Hochzeitszug met der Musik en di Kerch mascheert, wo’s Brautpaar vom Pharre getraut gen es. Noo der  Trauung es de Hochzeitszug ens Hochzeitshaus gang, wo alli Gescht  de fresch Verheiratne Gleck gewunsch han. Noher es em Wertshaus, wo de Saal schon hergericht waar, gfeiert gen. Mer hat gess, getronk on getanzt.  Als erschtes hat de Breidigam met der Braut de Brauttanz getanzt on jede, de woo de Breidigam abgeleest hat, hat Geld of a Teller geleet. Das Geld hat dann es Brautpaar kritt. Zwischendren han die Kenner aa Gedichter for di Brautleit ofgsaat.

Liewes Brautpaar!
Zu so ere Zeit soll mer jo heerisch rede,
doch sen mer Schwooweleit,
drom gratuleer ich dem Brautpaar
en onser Sproch, aa heit an der Hochzeit.

Ich sen noch jong, doch wees ich aa,
Was mer zu so ere Zeit saat.
Ich han mer Kuraasch gfasst,
drom seid a pissi ofgepasst.

Liewe Sepp, du bescht mei Freind,
du hascht ke schlechte Gschmack.
Es Kathi es soo zart on herzig,
du kaafscht der net di Katz em Sack!

Teer passt graatsoo zamm, wie zwaa Turteltauwe,
doch kann de Sepp net kruukse.
Er schaut sei Kathi jetz lieblich aan,
beim Tanze werd ne schon juukse.

Breidigam, deer well ich noch was saan:
too mer die Weib net onedich schlaan,
too mers net onedich sekeere,
too em liewer em Schloof di Micke wehre.

Wann dei Weib mol schenne toot,
muscht net glei verleere de Mut,
toscht net vill frooe ternoh,
denkschter wanns mied es, losts von selwer noh.

Liewi Braut, du muscht aa an etwas denge,
loss deim Mann de Zahm net so lang hänge,
sonscht treetne mol tertriwernaus,
noh haschts Gfrett em Haus,
das krischt so schnell nimme naus.
Tooscht du awer an mei Worte tenge,
noh wird dich di Heirat niemols kränge.

Breidigam, teer muss ich noch was saan:
die Weiwer sen gar schlau,
die toon schon iwrem koche
es Fleisch losesse von de Knoche.

Noh saan se iwer ehre Männer:
ei, wie die Fleischhackre spaare.
Doh gen se em neks wie lauder Haut on Knoche,
noh soll mer a guudi Sopp dervon koche.

Soh, Männer holt eich en Owacht,
weil soo han schon vill Weiwer gemach.
On zum Schluß winsch ich eich noch was derzu:
Heit eme Johr, a dicke, kleene Buu.

Owets während em Esse, es der Braut e Schuh gstohl gen on dann verletzeteert gen. A jeede hat biete derfe, awer meischtens hat de Phatt von der Braut de Schuh gsteigert. Es Geld han di Brautleit kritt. Om Metternacht sen aa di Verkleedne ens Wertshaus komm. Meischtens es bes morjets gfeiert gen on noh hat mer di Brautleit hemgspillt.    

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Spinnstube - Feierabend

Früher hatten die Leute auf dem Lande wenig Freizeit. In den Sommermonaten endete der Arbeitstag meist spät abends, aber wenn einem noch Zeit blieb, verbrachte man den wohlverdienten Feierabend im Gang vor dem Haus oder vor der Sommerküche. Der Gang war nach getaner Arbeit aber auch an Sonn- und Feiertagen Treffpunkt für die ganze Familie und oft gesellten sich die Nachbarn und die Verwandten zu einem Plausch dazu ( man sagte, man "geht maaje"). Man besprach dabei die Vorkommnisse des Tages, holte sich Rat, erzählte sich Neuigkeiten aus dem Dorf und tauschte Erfahrungen und Erlebnisse aus.
Sonntags versuchten die Männer beim "Kegelschiwle"(= Kegelscheiben) mit den schweren Holzkugeln ihr Glück und auch die Kegelbuben hatten beim Aufstellen der Kegeln ihren Zeitvertreib.
In den Wintermonaten machte man es sich abends in der warmen "Stub" gemütlich. Begeistert lauschten die Kinder mit offenem Mund den geheimnisvollen Geschichten, welche von der älteren Generation nur zu gerne erzählt wurden.
Viel Freude hatte man auch am gemeinsamen Singen und Musizieren und man verbrachte so manche Abende damit. Oft wurde sogar bei der Arbeit mit Begeisterung gesungen - vermutlich ging dann alles leichter und schneller "von der Hand".

"Friejer em Wender, wann owets di Aarweit gemach waar, es mer maaje gang, meischtens zu de Noch-berschleit oder Verwande. Weils schon dongel waar, es mer met’r Lander gang.
Oft sen aa gleichaltriche Ehleit, vier bes fonf Paar en die Reih gang. An jeedem Owet bei ema anre Paar. Di Weiwer han Handarweit gemach, sie han gstreckt,  gsteckt, g’hägelt oder Woll gsponn on Lieder gsong.
Di Männer han Kaarte gschpillt. Kraagle, Fukse, Seksonsechzich, Enonzwanzich oder Taartle. Manchsmol han ti Männer for Gschpass de Spennfaadm abgeress. Dann han ti Weiwer sich geärchert on von voore aanfange kenne. An solche Owede war a genuch Zeit for verzähle – was alles so em Dorf passert es, Gschichte von Gspenster on Geistre on iwer friejer.
Aa di grooße Buuwe on Mädcher sen owets en di Reih gang on han so manche Streich ausgheckt. Ja, ja, so waar das selmols vorm Kriech".
(Verzählt vom Schreeder Baatschi)

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Das Begräbnis - Di Leicht
(von meiner Oma Maria Bentz erzählt –1972)

Von der Leicht soll ich verzähle? Na ja, das war soo:
Wann jemand krank waar, on en de Ziehe gelee hat, es de Pharre geruf gen  for beichte on for di letschti Eelung. Wann eene gstorb es, hat mer di an Lichtmess geweihti Kerz aangeprennt on gebeet. Mer hat glei di Uhr aankall on di Spigle met schwarze Ticher zughongk. Dann hat mer de Toode gewesch on met seim beschte Gwand aangezoo. Ach ja, ganz wichtich waar, daß de Toode aa Schuh aanghat hat. Ich han emmer gut owacht gen bei onsre Freint (Verwandte), daß die Schuh aanghat han.
De Toode es dann en di Toodelaad (der Sarg wurde mit einem bestickten, weißen feinen Leinentuch ausgekleidet) geleet gen on en di zammgfaltne Hen hat ne a Rosekranz kritt. De Toode waar meteme Iwertoon (Tüll der fein bestickt war) zugedeckt. Die Toode sen derhem meischtens en der Stub ofgebaart gen. Newer der Laad am Koppend rechts on lenks hat a Kerzestender met Kerze gstann. Am Fußend waar a e Kerzestender metere Kerz onere Schaal met Weihwasser dren. En der Schaal waare Rosmreinzweige. Met denne hat mer de Toode aangspretzt  wammer zum beede komm es.
Wann jemand gstorb es, hat de Messner Zaiche gen.  Zuerscht hat’s  Ziegleckelche gelaut on dann alle Glocke. Wann’s drei Gsetzer gelaut hat, waar a Mann gstorb,  wann’s zwaa Gsetzer gelaut hat, waar’s e Weib on bei eem Gsetz war’s a Kent. Bes de Toode begraab gen es, es jede Taach beim Gebetlaude morjets on oweds, on beim Mettachlaude met alle Glocke ausgelaut gen.

Totenwagen
Totenwagen

An der Kerch on am Haus en dem wo de Toode ofgabaart war, es a schwarze Fahne nausghonk gen. On om die  Eigangstier rom waar a schwarze, goldfarwiche besteckte Vorhang met Franzle. Di Toode sen eene oder zwaa Teech ofgebaart gen. Di Leit ausm Dorf sen zum beede komm. Oweds han di Verwandte, Nochberschleit on guude Bekannte Toodewacht ghall. An der Toodewacht es de Leit  Kipfle on Raki aangetraa gen. Nachts om zweelf hat mer de Rosekranz gebeet, noo es di Toodewacht zu End geween.
An dem Taach wo di Leicht waar, han di Verwande de Toode nochmol met Weihwasser gspretzt on noo es di Toodelaad zugenaagelt gen on metm Fußend voreraus von vier Männer en de Hoff getraa on of a Tragbahr gstellt gen.  Di Toodelaad es von Verwande oder von de Toode-gräwer getraa gen. Di Toodelaad waar schwarz (bei Kenner weiß) on ofm Deckel waar met goldne Buchstawe de Name ons Alter vom Toode gstann. Em Hof waare schon di Leit versammelt, di was meter Leicht gehn on aa de Pharre mete Ministrande on de Sengmädcher waar schon doo. De Pharre hat gepredicht, de Toode gseent on ti Sengmädcher han Trauerlieder gsong. Soo scheene Lieder! Manchmol hat aa di Blechmusik gspillt, awer nor, wann se bstellt gen es. Dann es di Toodelaad of de Toodewaan ghob gen, on di Kränz sen an de Toodewaan khong gen. Awer wann vill Kränz waare, sen se aa von de Leit getraa gen. Noo han sich di Leit for di Leicht ofgstellt.

Leichenzug
Leichenzug

Ganz voore sen zwaa Ministrande  (meischtens Verwande vom Toode) gang, eene metm Kerchekreiz on de anre metm Holzkreiz, wo em Toode sei Name drofgstann hat. Das Kreiz es dann ofs Graab gstellt gen. Hinner de zwaa Ministrande es die Musik gang, dann di Chormädcher on de Pharre mete Ministrande. Dann es de Toodewaan meter Toodelaad  gfolcht. Rechts on lenks newrem Toodewaan sen di Toodegräwer gang. Hinerm Toodewaan sen zuerscht di Verwande vom Gstorbne gang, (ganz streng nach dem Verwandschaftsgrad), dann di anre Leit. De Trauerzug es mette en der Gass gang. Wann de Trauerzug ausm Haus gang es, han alle Glocke gelaut bes mer ofm Kerchhoff waar. Ofm Weech zum Kerchhoff han abwechselnd di Weiwer gebeet, di Sengmädcher gsong on ti Blechmusik hat Trauermärsch gspillt.

Ofm Kerchhoff han di Toodegräwer di Laad ans Grab getraa. De Pharre hat gepredicht, de Toode nochmol gseent  on noo es di Laad ens Graab nunner geloss gen. Di Sengmädcher han noch e Abschiedslied gsong. Dann hat de Pharre metere kleeni Schipp dreimol Erd ens Grab of di Laad geworf. Noo han di Freind (Verwandte) vom Verstorbne met Weihwasser ens Grab gschprezt on aa dreimol Erd ningeworf. Das gleichi han dann di anre Leit gemach. Manchmol hat mer Kränz ens Graab getonn on no eses Grab von de Toodegräwer zugschippt gen. Di Verwande han gewaart beses Grab fertig waar. Ofs Grab sen dann di  reschtliche Kränz geleet gen.            
An der Leicht waare di Leit alli schwarz aangezoo on di Weiwer han schwarze Koppticher ofghatt. Di nächschte Verwande han a schwarzes Band an der Kleidung getraa (als Zeichen der Trauer). For di Eltre on Gschwister het mer a Johr getrauert, for Großeltre on anre Verwandte seks Monat oder seks Wuche. On en dere Zeit hat mer emmer schwarzes oder dongles Gwand aangezoh.
Seks Wuche noh der Leicht het mer es Sekswucherekwem leese geloss on noo eme Johr es Johresrekwem. Wann ene sich selwer’s Leewe gholl hat, te es net metm Parre begraab gen. Awer jetzt han ich was vergess. Beim Rekwem hat voore en der Kerch di Tumba gstann met Kränz trof.
Ja, so waar das an der Leicht. Jetz sen ich schon fascht achzich Johr alt on waar schon of so vill Leichte. Scheen eses net, wenn jemande sterbt, awer es es halt so.
Mei Schweermotter, di Bentzegroosi, es 91 Johr alt gen on  hat gsaat, dases Lewe so korz es, wie eemol iwwer de Hoff gang.
Ganz wichtig war für Unsere Vorfahren ein "schöner Tod" - damit war eine gute Vorbereitung auf das Jenseits gemeint. Der Emfpang der Sterbesakramente war dabei ebenso wichtig wie "sei Sach" geregelt und geordnet zurückzulassen und ohne Zwist und Feindschaft diese Welt zu verlassen.
Man achtete ganz genau auf bestimmte Zeichen aus der Natur, die den Tod ankündigten: das Geschrei von Krähen, die über Haus und Hof flogen, der Ruf des Käuzchens "Komm mit", das andauernde Gejaule eines Hundes, die ungewöhnliche Ruhe des Viehs, das Stehenbleiben der Wanduhr, das Herabfallen eines Bildes oder des Kreuzes von der Wand... Sie alle galten als Vorankünder eines Sterbefalls.
Somit spielte der Aberglaube auch bei den Ereignissen um den Tod eine große Rolle und versetzte die Menschen in Angst und Schrecken.
In Knees gab es auch einen Leichenbestattungsverein, dem fast alle katholischen deutschen Bewohner  angehörten. Dem Verein gehörte der Totenwagen, die Uniformen der Totengräber, die Uniform des Kutschers (die Uniformen waren schwarz mit goldfarbenen Kordeln verziert) und das schwarze Geschirr für die Pferde.

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Stand 24.06.2007